Die letzten Wochen war ich einige Male zu Gast in Schulen und Kindergärten: „Garteln“ stand am Stundenplan. Hochbeete bepflanzen, Kräuter erkennen und Gemüse verkosten. Für viele Kinder ist das alles unspannend. Denn sie kennen die Beeren, wie ihre Matchbox-Autos, sie wissen auf Anhieb, welches Kräutlein, sie bei der Blindverkostung nun gerade im Mund haben und sie können beim Pflanzen sofort erklären, wie welche Pflanze aussehen wird, wenn sie größer ist.
Garteln mit Oma und Opa
Fragt man nach, woher sie das alles wissen, sind es sehr oft nicht die Eltern, die dieses Wissen weitergeben, sondern die Großeltern. Bei mir gab’s auch eine Großmutter mit großem Garten – die „Pipi-Oma“, benannt nach den Hühnern, die sich im Garten auch tummelten. Sie erklärte so nebenbei viele Dinge. Dass sie die Tulpen immer ausgegraben hat, damit sie im kommenden Jahr wieder blühen (Zwiebel brauchen im Sommer absolute Trockenheit!) oder, dass sie die Erdbeeren nach der Ernte erst jätete (sonst gibt’s bei den Flachwurzlern nur kleine Flüchte). Eines hab ich als Junggärtner nicht verstanden. Immer wieder erklärte sie mir, als sie die Erdäpfel anbaute: Ohne diesen Garten hätten wir im Krieg nix zu essen gehabt. Für mich als Kind, der in Zeiten der Wirtschaftswunderjahre aufwuchs, völlig unverständlich.
Allerdings ist mir nun klar, warum in den 70er Jahren so viele Gemüsegärten verschwanden: „Wir brauchen das nicht mehr, wir können es uns leisten alles zu kaufen“. So haben sich die Zeiten gewandelt – heute ist Gemüsegarteln in. Nicht zum Überleben, sondern zum Erleben. Und die Kinder machen mit.