Beim Aufräumen meiner Bibliothek ist mir dieser Tage wieder ein Buch über die Pflanzenjäger von früher in die Hand gekommen. Welchen Gefahren sich diese Orchideen-Sammler des 18. Jahrhunderts aussetzten, ist heute kaum noch vorstellbar. Welche Krankheiten sie aufschnappten und ertrugen, ist in unserer Vollkasko-E-Card-Gesellschaft gar nicht mehr nachvollziehbar. Und dennoch verdanken wir diesen Pflanzenenthusiasten viele jener Pflanzen, die heute in unseren Wohnräumen zu finden sind.
Für uns ist das alles freilich viel einfacher. Wenn in diesen Tagen viele Produktions-Gärtner (die reinen Händler dürfen ja nicht aufsperren) ihre Verkaufstische mit den seltensten Orchideen füllen, dann gingen keine Urwald-Expeditionen voran, sondern bloß der Einkauf bei den gut sortierten Großhändlern, die in diesem Jahr mangels Verkaufsmöglichkeiten, eine besonders große Vielfalt bieten.
Käufer kommen von weit her
Freilich dort, wo keine Gärtner mehr sind (in vielen Großstädten), ist nun ein wenig die Pflanzenjäger-Mentalität zu spüren. Wo nur in den Lebensmittelmärkten ein paar Pflanzen des 08/15-Standard-Sortiments zu finden sind, gehen die Blumenfreunde „auf Expedition“ und suchen in den Gärtnereien der Umgebung nach Besonderheiten. Wenn auch insgesamt viel weniger Käufer unterwegs sind, sie kommen von weiter her, wie mir einige Gärtner erzählten. Bleibt nur zu hoffen, dass alle die nötige Vorsicht an den Tag legen und gesund bleiben und es nicht den „Plant-Hunters“ von früher nachmachen, die neben der Beute oft auch große gesundheitliche Probleme im Gepäck hatten.