Es gibt Düfte, die sofort an etwas erinnern. Der Duft von Flieder ist so einer. Der ist für mich so eng mit dem Muttertag verbunden, dass ich sofort an die großen Sträuße denke, die meine Mutter immer zur Zeit der Fliederblüte in der Wohnung aufstellte.
Der Flieder aus dem verwilderten Nachbargarten
Ich holte den Flieder immer aus einem alten, verwilderten Nachbargarten, der von uns Kindern zum Spielen genutzt wurde. Auch an den denke ich, wenn ich den Flieder rieche. In dem verlassenen Garten sammelte ich auch viel an botanischen Erfahrungen, denn über Jahre gab es hier keine ordnende Hand. Da wuchsen aus dem braunen Dickicht die Tulpen und in einem kleinen, längst stark zugewucherten Biotop haben Frösche und Kröten ihr Naturparadies aus zweiter Hand gefunden. Für mich war es ein wenig Garten-Archäologie, die ich noch unwissend, was das eigentlich ist, betrieb. Dicke Schichten an Rasen abtragen und Pflasterwege freilegen oder längst verschwundene Bachläufe wieder aktivieren – mit einigen Kübeln Wasser, denn Brunnen oder Leitungen waren längst kaputt.
Und dann war da der riesige Flieder. Ein wilder. Denn er trieb Wurzelausläufer in alle Richtungen und eroberte eine gewaltige Fläche. Lila und weiße Blüten schmückten ihn im Mai mit einem betörenden Duft. Die Wurzelausläufer holte ich mir in unseren Garten und siehe da – die kleinen Triebe begannen zu wachsen und blühten nach einigen Jahren. „Learning by doing“ würde man heute auf gut Neudeutsch sagen. Genau das rate ich auch jetzt den vielen neuen Gartenfans – einfach anfangen und sich trauen. Mit jedem Scheitern wächst man. Oder in diesem Fall wächst es.