Wohl kaum ein Gehölz hat so viele Namen und Bedeutungen, wie der Holunder (Sambucus nigra), landläufig bei uns Holler bezeichnet. Sogar um einen „absoluten Blödsinn“ zu beschreiben, muss dieses Gehölz herhalten. Dann heißt es eben: „So ein Holler!“ Doch, dass damit dem Strauch völlig unrecht getan wird, ist seit ewigen Zeiten klar. Ganz im Gegenteil: Der Holunder hat im Volksglauben schon immer eine ganz große Bedeutung.
„Den Hut ziehen“
Man solle „den Hut ziehen“, wenn man bei einem Holler vorbeigeht, denn in ihm wohnen Elfen und Hexen. Wer Gold sucht, der sollte bei einem Holunder graben, denn lange Zeit war es üblich, dass man seine Schätze bei einem solchen Strauch vergraben soll, wenn kriegerische Überfälle drohen. Muss man nämlich flüchten und kommt erst nach Jahren zurück, dann wird das Haus nicht mehr stehen, aber der Holunder wächst noch dort.
Doch zum gärtnerischen Aspekt: Es gibt etwa 20 Arten und unzählige Sorten. Neben dem besonders ertragreichen „Haschberg“ (eine österreichische Selektion), der in einem zehnjährigen Versuch der Bayerischen Versuchsanstalt Veitshöchsheim als beste Sorte eingestuft wurde, gibt es zahlreiche Formen, die vor allem wegen ihrer Blattzierde gepflanzt werden. Als dunkellaubige Sorten gelten „Black Lace“ und Black Beauty“ als interessant.
Ein besonders schlankes Wachstum weist die Sorte „Black Tower“ auf. „Milk Chocolate“ ist eine englische Selektion einer Baumschule, deren Besitzer einige Dutzend Sorten zusammengetragen hat. Daneben gibt es noch gelbblättrige, grün-weiß panaschierte und eine Vielzahl an geschlitztblättrigen Sorten mit unterschiedlicher Blattfärbung. Alle, die zur Art „S. nigra“ gehören, sind auch in der Küche verwendbar. Allerdings niemals roh, sondern nur gekocht.
Sambucus canadensis oder Sambucus racemosa (Traubenholunder) sind dagegen auch nach dem Kochen nicht verwendbar. Als Vogelnahrung sind aber alle hervorragend geeignet.
Ideales Schattengehölz
Wie generell ein solches Gehölz in keinem Garten fehlen darf, denn er ist ein ideales Schattengehölz für einen Komposthaufen, liebt er doch eine humose Erde, die niemals austrocknet. Für Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und natürlich den Vögeln, vor allem die Mönchsgrasmücke, ist er ein idealer Nahrungsgeber.
Die Blätter vertreiben Wühlmäuse, wenn man sie zu einer Jauche ansetzt. Umgekehrt sind aber die Wurzelstöcke für die Mäuse ein Leckerbissen. Daher bei Problemen mit den unterirdischen, ungliebten Besuchern, sollte dieses Gehölz immer in einen Gitterkorb gesetzt werden. Die Pflanze kann man gut schneiden und klein halten, denn die Blüten erscheinen immer an den einjährigen Trieben. Sehr gut lassen sich auch Hochstämme ziehen, um bei wenig Platz nicht auf dieses Fruchtgehölz verzichten zu müssen.
Als Ersatz für die leider manchmal empfindlichen Japanischen Blutahorne eignen sich im Ziergarten (als Hintergrund bei einem Staudenbeet) die rotlaubigen, geschlitzt blättrigen Sorten.