Die Hauptstadt von Thüringen – Erfurt – ist seit Jahrhunderten das Gartenbauzentrum Deutschlands. Auch, als das Bundesland nach dem Krieg zur DDR wurde. Im heurigen Jahr ist die Stadt Austragungsort der Deutschen Bundesgartenschau. Herzstück der Schau ist der weit über die Grenzen hinaus bekannte EGA-Park. Er besteht seit den 50er Jahren und war das Naherholungsgebiet der Erfurter. 1961 fand hier die erste IGA der sozialistischen Länder der Welt statt, die Antwort des Ostens auf die westlichen Gartenschauen. Seit dieser Zeit ist dieser Park mit ursprünglich 120 Hektar nicht nur ein Treffpunkt der Gartenfreunde, sondern auch ein Ausflugsziel.
Jährlich werden 200.000 Pflanzen gesetzt
Errichtet wurde die Anlage im Bauhausstil mit großzügigen Freiflächen, die Beete sind rechteckig, die Wege geradlinig, die Becken der Springbrunnen dagegen in weichen, runden Formen. All das ist auch in der diesjährigen Bundesgartenschau zu sehen. Kernpunkt ist das „größte Blumenbeet Europas“, wie die Erfurter stolz vermelden: Seit Beginn an werden hier auf 6.000 Quadratmetern alljährlich 200.000 Pflanzen gesetzt, einmal im Frühling, dann im Sommer und schließlich im Herbst.
Als man – dem Zeitgeist entsprechend – vor einigen Jahren diese Bepflanzung auf mehrjährige Stauden ändern wollte, gab es einen derart massiven Protest der Bevölkerung, dass man wieder zum ursprünglichen Bepflanzungsplan zurückkehrte. Für die BUGA wurde das gesamte Gelände nicht nur revitalisiert und einige der großen Hallen von der Schau aus dem Jahr 1961 renoviert, sondern es wurde auch ein Klimazonenhaus errichtet. „Danakil“, heißt es, wie eine Wüste in Äthiopien. Dort will man die Besucher einerseits für die Wüste, andererseits für den Regenwald begeistern. Nachgebaute Landschaften, Pflanzen und Tiere sollen Lust auf diese Regionen der Welt machen und gleichzeitig auch die Augen öffnen, wie sensibel das Zusammenspiel von Vegetation und Fauna ist.
Stil der 60er erhalten
Besonders gelungen ist bei der Ausstellung aber die Erhaltung des ursprünglichen Charakters im Stil des nun wieder so modernen 60er-Jahre-Stils. Alte Laternen wurden ebenso renoviert, wie die ursprünglichen (und sehr bequemen) Gartenbänke. Insgesamt sind 149 Millionen Euro investiert worden. Eine Tradition der DDR ist hier auch noch zu spüren: Gartenbau war Teil der schulischen Erziehung. Daher gibt es Schulgärten für die Kinder und viele Mustergärten für die Erwachsenen. Sie sollen Vorbild für die Gestaltung der eigenen grünen Oase sein und Anregungen liefern den Garten um- oder neuzugestalten. Die Schau ist dank vieler Extra-Veranstaltungen ein Magnet für die Jugend. Mehrmals finden treffen der Computer-Spieler statt – verkleidet in den Kostümen der digitalen Spielfiguren.
Nicht fehlen darf freilich der „Papst“ der Staudengärtner, der Potsdamer Karl Foerster. Er wirkte 1961 an der Gestaltung des Parks bereits mit und ihm wird mit einem neu gestalteten Bereich ein (weiteres) Denkmal gesetzt.
Der ega-Park wird auch in Zukunft bestehen bleiben und so wie in den letzten Jahren von rund 70 Gärtnern gepflegt. Das bemerkt man auf dieser von mittlerweile 700.000 Besuchern gestürmten Schau: Perfekte Pflege und eine Zeitreise in eine andere Gartenwelt. Der Denkmalschutz machte es möglich, denn seit Jahren ist das gesamte Gelände unter Schutz.