Wenn man in diesen Tagen die Zeitung aufschlägt, das Radio einschaltet oder die Bilder im Fernsehen sieht, dann schüttelt man oft den Kopf, wie unfassbar Menschen sein können. In ihrer unendlichen Not gibt es dann für viele nur die Flucht vor Bomben, Terror und blindem Hass. Eigentlich wollte ich diese Zeilen einfach freilassen, weil einem die Worte fehlen, was sich da abspielt, dann aber kam der letzte Samstag, der mich wieder stolz machte, ein Österreicher zu sein.

Zusammenwachsen ist die Devise

Wenn Flüchtlinge bei strömendem Regen aus den Bussen aus Ungarn steigen mussten, dann waren viele Landsleute da, um zu helfen: Decken, Jacken – oder einfach nur ein wenig zu trinken gaben sie ihnen und die Chance sich einmal hinzulegen und zu schlafen. Bei meiner letzten Gartenreise nach Berlin besuchten wir auch die Prinzessinnengärten. Ich nenne sie „die Mutter des Urban Gardenings“. Hier wächst zusammen, was aus vielen unterschiedlichen Gründen zusammenkam.

Menschen aus allen sozialen Schichten, mit Wurzeln aus allen Teilen der Welt und mit den verschiedensten Religionen. Sie betreuen dort Tomaten, Gurken, Kürbisse und Salate auf einem Gelände, bei dem im 2.Weltkrieg ein Kaufhaus zerbombt wurde. Ob Plastikkiste oder altes Wasserrohr – überall wächst darin essbares und gibt den Menschen nicht nur Vitamine, sondern auch Kraft. Jeder der kommt, der darf mitmachen. Ohne vorher einen Ausweis zu zeigen. Zusammenwachsen – das ist wohl auch die Devise dieses außergewöhnlichen Herbstes. Nicht nur in den Prinzessinnengärten, sondern in ganz Europa.