Sie killen Fliegen, locken mit Aasgeruch, kriechen als Schleimpilz über die Hochbeeterde, täuschen einen Sexpartner vor und spinnen die Kostgeber mit einem Geflecht an Trieben ein – Pflanzen und Pilze agieren oft gruseliger, als man es sich vorstellen kann. Man muss ja kein Freund von Halloween sein, aber ein Blick in die Gruselkammer der Pflanzen bietet sich rund um das seit einigen Jahren auch bei uns populäre Spektakel perfekt an. Und das sind einige der Pflanzen mit gespenstischen Blüten und gefinkelten Überlebensstrategien.
- Venusfliegenfalle (Dionae muscipula)
Ob im Gartencenter oder im Bauhaus, die Pflanze mit den Fangeisen findet man überall. Ursprünglich kommt sie aus Carolina. Für Insekten gibt es kein Entkommen, wenn sie die Fangmechanik einmal ausgelöst haben. Nach dem Verdauen öffnet sich die Falle wieder – sieben Mal, dann ist die Fangkraft erschöpft. Sie liebt humusreiche, kalkfreie und immer feuchte Erde.
- Fledermausblume (Tacca chantriere)
Daheim ist sie in den Tropen und beflügelt mit ihren dunklen Blüten die Phantasie der Betrachter: Teufels- oder Dämonenblume wird sie genannt. Als Zimmerpflanze ist sie sehr anspruchsvoll. Liebt Wärme, feuchte (aber niemals nasse) Erde. Die Knolle wird in Asien als Gemüse verwendet.
- Teufelszwirn (Cuscuta pantagona)
Der Schmarotzer ist der Vampir im Pflanzenreich. Er setzt sich an Pflanzen fest und saugt Wasser und Nährstoffe aus ihnen. Gerade in den letzten Jahren tauchte sie öfter auf. Interessant: Über die auch Hexenseide genannte Pflanze werden auch Informationen transportiert. So reagieren Pflanzen, die über den Teufelszwirn verbunden sind, bei Schädlingsbefall ähnlich schnell.
- Hexenbutter (Fuligo septica)
Der Schleimpilz ist auch in den letzten Jahren oftmals in Hochbeeten aufgetreten. Er wandert über die Erde auf der Suche nach Bakterien und kleinen Organismen, von denen er lebt. Er ist ungefährlich für Mensch und Tier und dennoch gruselig, streift er doch einige Zeit durch die Beete, ehe er sich niederlässt und seine Sporen verbreitet.
- Drachenwurz (Dracunculus vulgaris)
Die Knollenpflanzen beeindruckt durch eine samtig, schwarz-violette Blüte. Sie zieht die Blicke an, doch kommt man näher, weicht man rasch zurück. Um Insekten anzulocken, verströmt sie einen intensiven und penetranten Aasgeruch. Wächst am liebsten in humoser Erde.
- Rühr-mich-nicht-an (Mimosa pudica)
Die Sinnpflanze begeistert mit ihrer Fähigkeit, dass sie bei Berührung die Blätter zusammenklappt. Ein enormer Kraftakt für die Pflanze, die dies als Schutz vor dem Gefressen werden macht. Wärme und Feuchtigkeit sind die wichtigsten Pflegehinweise, allerdings darf die Erde nie Staunass sein. Keine volle Sonne!
- Schlauchpflanze (Sarracenia purpurea)
Noch so ein Fleischfresser im Pflanzenreich, der mit Duftstoffen und Nektartröpfchen die Insekten anlockt, die dann in die mit Regenwasser gefüllten Schläuche fallen und dort verdaut werden. Liebt nährstoffarme sandig-torfige Erde und ist extrem winterfest – also auch bei uns am Teichrand gut zu kultivieren.
- Gespensterblume (Aristolochia gigantea)
Weniger gefährlich, dafür um so eindrucksvoller ist die Blüte dieser Kletterpflanze: Bis zu 30 cm Durchmesser erreicht sie und wächst am liebsten in einem Wintergarten oder einem geschützten Platz auf dem Balkon. Benötigt viel Sonne und viele Nährstoffe. In der Nacht überrascht sie für kurze Zeit mit Aasgeruch, um Insekten anzulocken.
- Sonnentau (Drosera)
Weltweit ist diese fleischfressende Pflanze zu finden – auch in unseren Mooren. Als Zimmerpflanze werden meist tropische Arten angeboten. Gut feucht halten, aber niemals düngen. Ernähren tut sich die Pflanze über die klebrigen Tentakel, an denen die Insekten kleben bleiben und dort verdaut werden.
- Orchideen
Hier gibt es eine Unzahl an Blüten, die die Insekten locken und für einige Zeit fangen, um eine Befruchtung auszulösen. Am spektakulärsten ist eine australische Orchidee (Drakaea). Sie lockt eine Wespe an, die auf der Suche nach einer weiblichen Partnerin ist, aber erst einen Monat später schlüpft. Gnadenlos „verführt“ die Orchidee die Wespe mehrere Wochen lang und macht sie zum Spediteur für ihre Pollen. Kommen dann die weiblichen Wespen, verspüren die Männchen derart starke Reize, dass sie auch diese befruchten.