Von den vielen Briefen und Nachrichten, die ich Tag für Tag bekomme, enthalten viele „alltägliche“ Fragen: Läuse, Mäuse, Käfer oder anderes Getier, das der Gärtnerin oder dem Gärtner das Leben schwer macht. Manche teilen mir ihre Erfahrungen mit, die sie mit der einen oder anderen Maßnahme erreicht haben. Und viele bedanken sich für den einen oder anderen Ratschlag.
„Alles bleibt draußen“
Ein Brief, den ich vor einigen Jahren im Frühling erhielt, hatte aber eine ganz andere Tonart. „Ich sollte doch nicht bloß immer nur abschreiben, was andere schreiben und mich endlich mit der neuen Realität auseinandersetzen. Einwintern ist nicht mehr nötig. Alles bleibt draußen!“
Ich stelle mich immer der Kritik und hab den Gartenfreund persönlich angerufen (was ihn einigermaßen überrascht hat). Wir diskutierten dann einige Zeit über seine Erfahrungen und ich erklärte ihm, dass milde Winter keine endgültige Klimaänderung sind und alles auch wieder einmal ganz anders sein kann. Wir einigten uns auf folgenden Deal: Kommt noch einmal ein stärkerer Frost, dann bekomme ich von ihm den Ableger einer besonderen Tradeskantie, die ich auch sammle.
Zwei Jahre ging sein Experiment gut – letztes Jahr kam dann plötzlich ein dicker Briefumschlag: Perfekt verpackt war darin ein Steckling der Dreimasterblume und dem Begleittext: „Sie hatten recht, einen Spätfrost im April überlebten weder Lorbeer noch Olive und auch nicht der Oleander!“ Der Gartenfreund hatte Wort gehalten und wird auch dieses Jahr wieder einwintern, wie früher…