Botaniker kommen ins Schwärmen, wenn sie über Österreichs Pflanzenwelt erzählen können, gibt es doch weit über 100 Pflanzen, die ausschließlich hier wild wachsend vorkommen. Mit ein Grund für die große Vielfalt: Österreich umfasst die unterschiedlichsten Klimaprovinzen, wie die Experten sie nennen – von der pannonischen Ebene bis hinauf ins Hochgebirge.
Einer, der sich seit vielen Jahrzehnten mit der Botanik Österreichs befasst, ist der 49-jährige Joachim Brocks. Seine große Leidenschaft sind die vielen (versteckten) Moorgebiete des Landes. Er kennt aber freilich auch die anderen Pflanzenschätze. Hier seine zehn Favoriten:
- Schöne Feder-Nelke (Dianthus plumarius subsp. blandus) – Diese Nelke ist eine hübsche Schutthaldenbewohnerin, die nur im Toten Gebirge und den Ennstaler Alpen vorkommt.
- Felsen-Wolfsmilch (Euphorbia saxatilis) – Die Art ist hauptsächlich in den niederösterreichischen Schwarzföhrenwäldern zu finden.
- Österreichische Lotwurz (Onosma helvetica subsp. austriaca) – Auch sie liebt die Schuttfluren und beschränkt sich auf Standorte um Dürnstein in der Wachau.
- Clusius-Schafgarbe (Achillea clusiana) – Diese Schafgarbe ist eine außergewöhnlich stark duftende Besonderheit der nordöstlichen Kalkalpen.
- Ostalpen-Nelke (Dianthus alpinus) – Sie kann nur in den nordöstlichen Kalkalpen beobachtet werden.
- Schwarzrand-Margerite (Leucanthemum atratum) – Diese großblütige Margerite zeichnet sich durch ihre schwarz berandeten Hüllblätter aus.
- Portenschlag-Läusekraut (Pedicularis portenschlagii) – Eine Art, die bodensaure Standorte unserer Gebirge bevorzugt.
- Nordöstliche Alpen-Küchenschelle (Pulsatilla alpina subsp. schneebergensis) – Die flauschige, weiß blühende Küchenschelle ist sogar nach dem nö. Schneeberg benannt worden.
- Serpentin-Hauswurz (Sempervivum pittonii) – Weil sie so selten ist und nur in einem ganz beschränkten Gebiet in der Steiermark vorkommt, ist diese Art vom Aussterben bedroht.
- Steirische Berg-Hauswurz (Sempervivum stiriacum) – Dieses prächtige Dickblattgewächs schmückt kalkarme Gesteinsfluren unserer Alpen von den Hohen Tauern an ostwärts.
Expertentipp: Das kann jeder einzelne tun, um die Vielfalt zu erhalten!
Um wertvolle Lebensräume mit so besonderen Pflanzenarten schützen und pflegen zu können, braucht es beherzte und professionelle Fürsprecherinnen und Fürsprecher. Naturschutzorganisationen freuen sich immer über helfende Hände oder eine Spende. Gerade jetzt im Herbst organisiert beispielsweise der Österreichische Naturschutzbund Pflegeeinsätze, wo herausragende Naturschätze gemeinsam gemäht werden. Ohne diesen Einsatz würden die Flächen verbuschen und die botanischen Besonderheiten würden verloren gehen.
Drei Fragen an Botaniker Joachim Brocks
Wenn man an Pflanzenvielfalt denkt, kommt oft der tropische Regenwald zur Sprache – was macht Österreich so interessant?
Wer sich in Österreich auf eine botanische Schatzsuche begeben möchte, wird mit über 3.000 wild wachsenden Pflanzenarten in unterschiedlichsten Lebensräumen bestens bedient. Von den Schachbrettblumen-Wiesen bis zum Bodensee-Vergissmeinnicht.
Du beobachtest schon seit vielen Jahren die Botanik des Landes. Gibt es Veränderungen?
Den Verlust an biologischer Vielfalt durch die Intensivierung der Landnutzung einerseits und die Nutzungsaufgabe andererseits muss man leider auch bei uns als dramatisch bezeichnen. Aber engagierte Menschen haben verloren geglaubte Biotope auch wieder zu neuer lebendiger Vielfalt verholfen.
Welche Bereiche sind deiner Meinung nach am meisten gefährdet?
Am stärksten bedroht sind Lebensräume unserer Kulturlandschaft, die nicht mehr profitabel bewirtschaftet werden können. Dazu gehören Moore, trockene oder magere Standorte sowie Feucht- und Streuwiesen.