Eine langjährige Tradition in England ist, dass Blumenliebhaber, die keinen eigenen Garten besitzen, in öffentlichen Parks und Gärten freiwillig mithelfen, gießen, schneiden und Unkraut ausrupfen.
Lange Jahre war das aus arbeits- und versicherungsrechtlichen Gründen in Österreich unmöglich, bis man den Verein Schatzhaus Österreich gegründet hat, wo Gartenenthusiastinnen und -enthusiasten dafür sorgen, dass beispielsweise die Beete im Schlosspark von Schönbrunn gepflegt aussehen. Als Dank gab es zum Zehnjahr-Jubiläum für die Vereinsmitglieder kürzlich eine Reise nach Venedig – selbst bezahlt versteht sich, weil ja alles freiwillig erfolgt und es keinerlei Bezahlung gibt.
Die Distel als Schönheit
Ich durfte mitfahren und ihnen einige der geheimen Gärten der Lagunenstadt zeigen. Eine Geschichte aus dem Vereinsleben, die mir erzählt wurde, fand ich besonders nett: In den Pelargonienbeeten des Schlossparks von Schönbrunn hieß es, Unkraut ausreißen. Einige neue Mitglieder machten die Arbeit besonders akribisch – bis der Obergärtner kam und neben großen Lobeshymnen auch fragte: Und warum lassen sie die Disteln stehen? Für die Blumenliebhaber waren diese Pflanzen eine Schönheit, die scheinbar zur Gestaltung der Beete gehört und als Naturschatz angesehen wurden. Eigentlich haben sie recht gehabt, nur in den barocken Gartenbeeten ist dafür leider kein Platz.