Jetzt sprießen sie wieder – die Brennnesseln! Für viele das Unkraut pur. Dabei ist es ein echtes Superfood – nicht nur für uns Menschen, sondern, auch für Boden und Pflanzen und Tiere.

Es gibt wohl kaum eine Pflanze, die lange Zeit derart ungeliebt war, wie die Brennnessel. Urtica dioica, die Große Brennnessel, und Urtica urens, die Kleine Brennnessel, sind wohl jedem Gartenbesitzer ein Begriff. Histamine, Acetylcholin und Natriumformiat sind Bestandteile des Nesselgifts, das zu Hautrötungen und Schwellungen führt und deshalb ist die Pflanze in Ungnade gefallen. Doch die Brennnesseln sind sogenannte Zeigerpflanze. Überall dort, wo sie wachsen, ist der Boden sehr humusreich und gut mit Stickstoff versorgt. Und wenn sie einmal wachsen, dann gehört bald ein ganzes Areal ihnen… Dennoch: Diese Pflanze hat es in sich!

Brennnessel

Brennnessel

Warum sind die Brennnesseln ein Superfood für Mensch und Boden?

Die Blätter enthalten, so zeigten umfassende Untersuchungen, Ameisen-, Essig-, und Zitronensäure, verschiedene Vitamine, Carotinoide, wichtige Aminosäuren sowie die Spurenelemente Eisen, Silicium, Magnesium, Kali, Kalzium, Phosphor und – das ist für den Gärtner besonders interessant – viele stickstoffhaltige Substanzen. Besonder wertvolle sind später im Jahr die Brennnesselsamen (nur bei den weiblichen, wo sie in dicken Trauben nach unten hängen) – sie gelten als Potenzstärkend!

Die Brennnessel-Jauche als Boden-Booster!

Das Rezept: Holz- oder Plastikfass etwa zu zwei Drittel mit Wasser, am besten Regenwasser füllen. Auf zehn Liter Wasser werden dann ein Kilogramm frische, klein geschnittene Brennnesseln zugefügt. Ein warmer, sonniger Standort ist günstig, dann kommt der Gärungsprozess rasch in Gang. Das Jauchefass sollte man nicht sofort zudecken, da für die Umwandlung Sauerstoff eine wichtige Rolle spielt. Das mehrmalige Umrühren beschleunigt den Vorgang. Um den Gestank etwas zu reduzieren, kann die Jauche von Zeit zu Zeit mit Steinmehl überstäubt werden. Sobald kein Schaum mehr vorhanden ist, hat sich die Jauche beruhigt und ist einsatzbereit. Je nach Jahreszeit und Temperatur kann das 5 bis 14 Tage dauern. Im Verhältnis 1:10 wird die Jauche mit Wasser verdünnt direkt in den Wurzelbereich der Pflanzen gegossen.

Wer keine frischen Pflanzen zur Verfügung hat, kann auch getrocknetes Kraut (im Handel erhältlich) verwenden: 200 – 250 Gramm sind dann für 10 Liter Wasser nötig.

Brennnesseljauche

Brennnesseljauche

Welche Tiere fliegen auf Brennnesseln?

Die Raupen von Admiral, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs lieben die Blätter – wenn sie in der Sonne stehen. Im Schatten wachsende Pflannzen sind eine Delikatesse für die Raupen vom Landkärtchen. Aber noch zahlreiche andere Insekten lieben diese Pflanze und leben auf ihr. Daher gilt: Niemals sammeln, wenn sich Insekten auf ihr befinden. Gerade für diese Schmettlinge wird der Lebensraum immer weniger.

Die Brennnessel in der Küche!

Wenn der Biogärtner über Kochen schreibt, dann hat das besondere Gründe, denn die ersten zarten Brennnesselblätter sind eine Köstlichkeit. Im Salat, oder dünn mit Öl bestrichen und im Backrohr geröstet. Oder als Brennnessel-Schaumsüppchen (Blätter mit Schalotten andünsten, Gemüsebrühe angießen, etwas Tomatenmark, Dost, Obers sowie Salz und Pfeffer würzen) frisch püriert und aufgeschäumt – eine Köstlichkeit.