Mit dem Duft verbindet jeder Mensch ganz besondere Erinnerungen. Der erste Frühlingstag mit seinem frischen Geruch der wiedererwachenden Natur, das betörende Parfum der Rosen an einem Frühsommertag und der Herbsttag, der mit dem modrigen Geruch das Ende des Gartenjahres einläutet. Das „olfaktorische Gedächtnis“, also jener Teil unseres Gehirns, der die Düfte speichert, ist mit dem stärksten Erinnerungsvermögen ausgestattet. So kommen bei bestimmten Gerüchen sofort die Erinnerungen wieder: Als Gatte einer Lehrerin komme ich dann und wann in ein Schulgebäude – der Geruch lässt sofort die Schulzeit wach werden.
Oder: die alte Gemischtwarenhandlung, in der Vöcklabrucker Vorstadt – die Grießmeier Julia – bei der wir als Kinder noch eingekauft haben. Eine Mischung an Düften, die all das vor unserem geistigen Auge wach werden lässt, was längst von den Supermärkten abgelöst wurde. Eine Reise nach Italien und der Besuch einer der dort noch typischen Greißlereien hat diese Kindheitserinnerungen wieder wachgeküßt.
Genau so geht es mir im Garten – es dauert noch ein paar Wochen, aber von einem Tag auf den anderen kommen die typischen Herbstgerüche: die verrottenden Blätter, die reifenden Äpfel und Birnen und dazu mein absoluter Liebling – der Lebkuchenbaum. Doch verströmt er seine süßen Düfte, ist das Gartenjahr schon wieder vorbei. Daran wollen wir in diesen Sommertagen noch nicht denken und genießen vorerst noch den Duft der südländischen Kräuter: Rosmarin, Thymian, Salbei – das ist der Sommer, wie er im Gehirn abgespeichert werden muss.