Ein Sommer letztes Jahr ohne Ende, ein Dezember und Februar viel zu warm – und unterm Strich gehen wir Jahr für Jahr neuen Temperaturrekorden und einem immer größer werdenden Regendefizit entgegen. Was können die Gartenbesitzer tun? Am besten lernen von jenen Gegenden, die bereits jetzt mit dem extremen Wetter leben müssen und dennoch äußerst attraktive Gärten besitzen. Ein Beispiel ist Madrid! Dorthin gibt es im April eine Gartenreise, um die schönsten Gärten zu entdecken!

Robust und trockenheitsresistent!

Blättert man in den Klimakarten von Spaniens Hauptstadt, weiß man was Sache ist: Durchschnittlich drei Regentage im Juli mit nur zehn Liter Regen. Die Temperatur erreicht bis zu 40 Grad und mehr. Im Winter freilich zwischen Oktober und März viel Niederschlag und Temperaturen um die zehn Grad. Europas höchst gelegene Hauptstadt hat ein typisch kontinental geprägtes Klima und dementsprechend ist auch die Vegetation. Robust und trockenheitsresistent.

Parks in Madrid - selbst das Gras überlebt die Hitze

Parks in Madrid – selbst das Gras überlebt die Hitze

Befragt man die Gartenbesitzer, dann ist es klar: Das „Garteln“ beginnt früh, damit die Pflanzen gut einwurzeln und geht nach dem heißen Sommer mit kräftigem Wachstum bis lange in den Herbst hinein. So wie die letzten Jahre auch bei uns. Nur, wer zu Beginn für kräftiges Wurzelwachstum sorgt, so der Ratschlag der Madrilenen, also gut eingießt, wird auch Pflanzen haben, die tief wurzeln und damit die trockenen Hitzemonate zu überstehen. Und natürlich nur das Anpflanzen, das auch mit solchen Witterungsverhältnissen leben kann. Das sind zum Beispiel Lavendel,  Salbei, Rosmarin, viele Zistrosen und generell alle Gehölze mit dicken, wachsartigen Blättern. Genau das, was mittlerweile auch bei uns überall dort gepflanzt wird, wo kaum Pflege im Sommer möglich ist.

Parks in Madrid - auch hier findet man viele robuste Pflanzen

Parks in Madrid – auch hier findet man viele robuste Pflanzen

Gemulcht wird mit dicken Kiesauflagen

Gemulcht wird in solchen Gegenden fast ausschließlich mineralisch – also mit dicken Kiesauflagen. Allerdings nicht so, wie es oft bei uns fälschlicherweise gemacht wird: Erde – Folie – Kies. Sondern tiefgründig eingearbeiteter Splitt, der für gute Drainage in Zeiten der starken Regenfälle sorgt.

Interessant auch die Landwirtschaft: Im mittelalterlichen kastillischen Dorf  Chinchón mit etwa 5.000 Einwohnern (50 km von Madrid entfernt) lebt man vom Anbau von Knoblauch und Wein. Ohne viel Bewässerung gedeiht hier alles.

Madrid - Palacio de Cristal

Madrid – Palacio de Cristal

Auf „grün“ wird großer Wert gelegt

In der spanischen Hauptstadt selbst legt man großen Wert auf grün, um die sommerliche Hitze erträglich zu machen. So wurde mit „Madrid Rio“ eine mehrere Kilometer lange Grünzone über einer Stadtautobahn angelegt. Mit 120 Hektar ist das der größte Park der spanischen Hauptstadt geworden. Freilich ist die Vielfalt besonders im Botanischen Garten von Madrid  zu erleben: Botanische Schätze, wie eine mehrere hundert Jahre alte Kaukasus Zelkowie, italienische Zypressen, Palmen, Sukkulenten und ein Beispiel für Gemüsegärten, die nach der typisch spanischen Tradition bewässert werden, sind hier zu sehen.

Dass auch unter diesen extremen Bedingungen Pflanzen wachsen, die als typische Gartenpflanze gelten, ist im Rosengarten der Stadt zu sehen. Tausende duftende Blüten sind hier zu sehen und riechen! Ein großartiges städtebauliches Projekt ist „Dessert City“, das mit seinem Schaugarten nachhaltige moderne Gärten, die für die Region geeignet sind, zeigt. Pflanzen, die im Halbwüstenklima Zentralspaniens ohne künstliche Bewässerung überleben und gleichzeitig durch ihr architektonisches Erscheinungsbild mit der modernen spanischen Architektur harmonieren.

Infos zu der Reise gibt es unter der Hotline des Reisebüropartners sab-tours unter 0800/800635

3 Fragen an den Klimawandel-Gärtner Thomas Amersberger

 

  1. Mit dem Buch „Global Gardening“ zeigen Sie, wie wir auf den Klimawandel reagieren müssen? Madrid lebt das ja schon vor?

Ich habe mir schon früh Gedanken gemacht, wie wir unsere Gärten klimawandeltauglich gestalten können, da sich die Anzeichen für eine Veränderung in der Natur schon zur Jahrtausendwende deutlich zeigten. 2003 und 2004 haben bei mir in der extremen Hitze und Trockenheit viele Pflanzen aus dem herkömmlichen Sortiment versagt und so begab ich mich auf die Suche nach attraktiven Pflanzen, die mit solchen Extremen umgehen können und vor allen Dingen auch solche, die im Hochsommer blühen. Aus den Gärten in Madrid habe ich sehr viel gelernt und im eigenen Garten erfolgreich umgesetzt.

  1. Welche Pflanzen sollten wir setzen, um dem Klima ein Schnippchen zu schlagen?

Da Oberösterreich ja nördlich der Alpen liegt, wird es wahrscheinlich im Winter immer ausreichend Niederschlag geben, die Sommer könnten aber empfindlich trockener werden. In tieferen Lagen des Alpenvorlandes wird man sicher in Zukunft vermehrt zentralasiatische und mediterrane Pflanzen einsetzen müssen um erstens wassersparend und zweiten nachhaltig gärtnern zu können.

Die Klimaveränderung wird sich in der Steiermark je nach Region unterschiedlich auswirken. Dort wo jetzt in der Steiermark schon Wein wächst, werden viele Pflanzen aus dem Mittelmeerraum gut gedeihen, wie zum Beispiel die Zypresse aus der Toskana. Ansonsten wird es in den alpinen Regionen wahrscheinlich möglich sein, ein viel breiteres Spektrum an Pflanzen zu setzen, denn der Niederschlag sollte weiter ausreichend sein und die Vegetationsperiode wird sich deutlich verlängern. Statt Fichten werden es Eichen und Zedern sein, die in den Bergtälern besser wachsen werden.

  1. Sie werden bei dieser Reise dabei sein. Was kann man von der Gartengestaltung in Madrid lernen?

Ich werde vor Ort viele Pflanzen vorstellen, die ich selber schon 16 Jahre im Garten habe. Nicht alle Gewächse, die wir dort sehen werden, sind ausreichend winterhart bei uns, viele aber schon. Manche brauchen auch nur die richtige Bodenaufbereitung um den Winter zu überstehen. Madrid finde ich aus dem Grund ideal, weil von modern bis historisch und von naturnah bis gestylt, alles an Gartenformen zu sehen ist. Da kann sich jeder nach seinem Geschmack inspirieren lassen.

Thomas Amersberger begleitet die Reisegruppe. Er betreibt an der ungarisch-burgenländischen Grenze einen 4000 m2 großen Garten mit vielen mediterranen Pflanzen. Seine Erfahrungen sind in dem Buch „Global Gardening“ (Verlag echomedia)nachzulesen.