Zwei Mal war ich letzte Woche mit Gartenfreunden auf der Chelsea Flower Show. Sie gilt nach wie vor als das Trendbarometer im Gartenbau – und das weltweit. Nicht nur über Marketingstrategien kann man hier etwas lernen, darüber berichtete ich letzte Woche an dieser Stelle, sondern vor allem auch über die künftigen Strategien, die die Gestalter und Architekten einnehmen. Der Garten „Zurück zur Natur“ der Herzogin Kate war nicht der einzige, der auf einen völlig anderen Gartenstil setzte, als man ihn noch vor einigen Jahren auf der Flowershow vorfand.
Die Franzosen würden ihn wahrscheinlich „laissez-faire“ nennen. Lass die Dinge laufen, sei kein Sklave deines Gartens und erlaube den Pflanzen eine größtmögliche Freiheit. So gab es zwar natürlich auch die typischen Englischen Staudenbeete zu sehen, die so geplant werden, dass sie vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst ein Blickpunkt sind. Dominiert aber haben die „wilden Blumenwiesen“, die unter Sträuchern und Bäumen als Refugium für viele Tiere, vor allem Insekten, interessant sind.
Blätter in der Handtasche
Ich freue mich über diese Entwicklung, denn seit Beginn meiner Zeit als Gartenjournalist habe ich genau diesen Gartenstil propagiert. Freilich immer mit der notwendigen Zähmung, denn Naturgärten sollen keine Wildnis sein. Ein gewisses Maß an Ordnung muss man an den Tag legen. Das übrigens beachtete auch Herzogin Kate. Kurz bevor die Queen den von ihr gestalteten Schaugarten besuchte, räumte die Schwiegertochter noch rasch ein paar abgefallene Blätter weg und versteckte sie in der Handtasche. Zurück zur Natur, eben mit ein wenig royaler Distanz.