Was macht der Weihnachtsstern, wenn es ihm zu kalt ist? Wie reagieren Apfelbäume auf den ersten Frost? Und schreien die Christbäume, wenn sie abgeschnitten werden? Fragen, die wir so nicht beantworten können. Allerdings: eines ist für die Experten klar: Pflanzen kommunizieren. Viel mehr als wir denken!
Wie sich Pflanzen unterhalten
Florianne Koechlin, Biologin und Chemikerin aus der Schweiz, beschäftigt sich seit Jahren mit dem „Internet der Pflanzen“ und hat bei einer Tagung über ökologische Pflege in Langenlois gleich über eine ganze Reihe von wissenschaftlich fundierten Experimenten berichtet, wie sich Pflanzen unterhalten.
- Wird eine Tomate von Raupen befallen, warnt sie die anderen durch Duftstoffe! Später produziert sie Duftstoffe, die Nützlinge anlocken.
- Kommen Spinnmilben produziert sie Gerüche, die Raubmilben anlockt.
- Zu einem Apfelbaum, der vom Frostspanner angegriffen wird, kommen die Meisen. Warum? Weil er Duftstoffe produziert, die die Meisen anlockt.
„Es ist ein Gemurmel aus Duftstoffen, das wir noch nicht verstehen“, ist sich die engagierte Pflanzenversteherin sicher. „Sehen, schmecken, riechen, spüren, hören…“ – das alles können die Pflanzen und noch viel mehr. Beweise gibt es zur Genüge: Da wurden Geräusche von kauenden Raupen aufgenommen und anderen Pflanzen vorgespielt.
Diese Pflanzen begannen sich zu wehren – die Vibrationen der Raupen wurden wahrgenommen – Wind oder andere Geräusche blieben ohne Reaktion. Besonders intensiv ist das „Internet der Pflanzen“ unter der Erde. Stichwort: Mykhorizza. Was Biogärtner schon seit ewigen Zeichen machen, nämlich Pflanzen in Mischkultur zu setzen, damit sie sich gegenseitig unterstützen, bewies ein Basler Wissenschaftler: In einen Topf setzte er Hirse und Flachs – einmal mit Mykhorizza und einmal ohne. Das Ergebnis überraschte: Mit diesem Pilz war der Flachs fast doppelt so groß.
Pflanzen sind keine Objekte sondern Subjekte
„Die Hirse hat den Flachs gefüttert. Dagegen haben sich Salat und Tagetis überhaupt nicht vertragen“, erzählt Florianne Koechlin und zieht aus all diesen bisherigen Erkenntnissen einen klaren Schluss: Pflanzen sind keine Objekte, sondern Subjekte. Sie spulen nicht immer das gleiche ab, sondern lernen. Werden sie immer und immer wieder in Monokultur angebaut, dann werden sie dumm, verlernen sich zu wehren.
Daher tritt sie strikt gegen Patente für Pflanzen auf, sieht es als unsere Pflicht an: „Die Würde der Kreatur ist zu schützen“. In der Schweiz gibt es diese Bestimmungen bereits, denn Koechlin geht sogar so weit und meint, „Pflanzen kommunizieren mit Duftstoffen, lernen aus Erfahrungen und können sich erinnern. Vielleicht sind sie sogar empfindungsfähig.“ Gerade deshalb ist es für sie so wichtig alte, lokale („erfahrene“) Sorten zu bewahren und sich gegen genmanipuliertes Saatgut zu wehren. Nur so bleibt die Vielfalt erhalten.