Meine Gärtnerkarriere hat als Kind im elterlichen Garten begonnen, sich in der Studienzeit mit einer kleinen Fensterbank fortgesetzt, später ist daraus ein eineinhalb Quadratmeter großer Balkon geworden.
„Unser Paradies“, haben wir immer gesagt. Dort, im 4. Stock eines Wohnhauses in Linz ohne Lift, hab ich 35 Bonsai gezogen, einen Orangenbaum gehegt, Tomaten, Zucchini, Kräuterkisterl und Stangenbohnen gepflegt.
Es war ein kleiner Urwald, in dem aber auch ein Minitisch und zwei Hocker Platz gefunden haben. Unser Balkonnachbar meinte oft kopfschüttelnd und doch begeistert von der Vielfalt: „Dass da Menschen noch Platz finden“…
Dieser Balkon war mein kleines Fitnesscenter: Erdsäcke hinaufschleppen, Kompost entsorgen – Treppensteigen statt Unkraut jäten. In der Stadt gärtnert man anders, aber um nichts weniger leidenschaftlich.
Der neue Trend des „Urban gardening“ ist also gar nichts Neues – er hat nur einen Namen bekommen. Blickt man sich in den größeren Städten herum, dann sieht man es nun wieder auf vielen Fensterbänken, Balkonen und Dachterrassen: Grün ist im Kommen. Nicht nur die traditionellen Balkonblumen sind zu finden, sondern vor allem Köstliches zum Vernaschen. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala und so zu sagen Einstiegsdroge: die Kräuter.
Aber nicht nur in luftiger Höhe wird gegartelt: Selbst auf kleinen Verkehrsinseln und Brachflächen sieht man plötzlich Tomaten reifen. Irgendwann heißt es hoffentlich einmal: „Dass da Autos noch Platz haben“. Dann sind wir wieder im Paradies.