Die österreichischen Bundesgärten hüten viele „grüne“ Schätze in den Gewächshäusern von Schönbrunn. Eine Pflanze, die angeblich zu den Lieblingspflanzen von Kaiser Franz Josef gehörte, ist die Begonie – auch genannt Königsbegonie oder Schiefblatt.

Früher fand man diese Blattschmuckpflanze als Zierpflanze bei den großen Bällen, in den Schaugewächshäusern und oft auch an jedem Wohnzimmerfenster. Dann war sie aber plötzlich „out“. Nur einige Liebhaber kultivierten sie auf der Fensterbank, vermehrten sie durch Stecklinge und verschenkten sie an Freunde. Und jetzt ist sie wieder allgegenwärtig: die gute alte Blattbegonie.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Wien gekommen

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Begonien nach Wien. „Von den jetzt vorhandenen 280 unterschiedlichen Arten und Sorten sind einige ganz alte dabei“, ist der Hüter dieses grünen Schatzes, der 42-jährige Gärtner der Bundesgärten, Manfred Edlinger, stolz. Allerdings ergänzt er gleich ehrlicherweise: „Begonien müssen ständig durch Stecklinge vermehrt werden, weil die Pflanze an sich nur kurzlebig ist!“ Das Vermehren geht relativ einfach, daher sind diese Pflanzen zu keinen Spekulationsobjekten geworden. Einmal hat ein ganz berühmter Brüssler Botaniker, Jean Linden, im Jahr 1856 eine neu entdeckte Begonie aus Assam für 10.000 Francs (damals ein Jahresgehalt) erworben. Zwei Jahre später kosteten einzelne Pflanzen nur noch 50 Francs und wieder ein paar Monate später nur ein bis zwei Francs, denn vermehren lassen sich diese Pflanzen prächtig.

Genügsame Zimmerpflanzen

Markenzeichen sind nicht die Blüten, sondern die wunderschön geformten und auffällig gefärbten Blätter. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass fast alle Arten zu den genügsamen Zimmerpflanzen gehören. Die Blattbegonien geben dem Zimmer einen schönen Blickpunkt. Idealer Platz für diese Wiederentdeckung sind Ost oder Nordfenster – direkte Sonne mag die Begonie nicht. Man sollte Pflanzen mit verschiedenen Farben, Blättern und Formen dazu wählen. Im warmen Zimmer gedeihen Blattbegonien vorzüglich. Tagsüber ist die normale Zimmertemperatur ideal. Nachts sollte die Temperatur zwischen 16 und 20 Grad liegen. Außer Wärme und feuchter Luft sind für die Begonie in der Wachstumszeit ausreichend Wasser – Aber: zwischendurch sollte die Erde abtrocken, ja die Pflanze darf sogar welk werden.

Von Chamäleon bis Schnecke!

Gärtner Manfred Edlinger holt aus der großen Sammlung der Bundesgärten vier ganz außergewöhnliche Begonien vor den Vorhang:

  1. Begonia solimutata („Sun-Changing-Begonia“) ist eine ganz außergewöhnliche Pflanze. Stellt man sie nur für eine halbe Stunde ins Dunkle, färben sich die Blätter dunkel, kommt sie wieder ans Licht, dann werden die Blätter wieder hell. Eine absolute Rarität.
  2. Begonia ricicnifolia („Rhizinusblättrige Begonie“) hat ganz große und außergewöhnlich geformte Blätter, die einer Rhizinuspflanze ähneln und gilt als eine der ersten aus Gärtnerhand gezüchteten Pflanze aus dem Jahre 1847. Gibt’s selten zu kaufen, weil sie sehr groß wird.
  3. Begonia „Escargot“ („Schneckenbegonie“) hat – wie es der Name schon sagt – ganz außergewöhnliche Blätter, die wie eine Schnecke zusammengedreht sind. Findet man auch da und dort in Gärtnereien.
  4. Begonia grandis („winterharte Begonie) mit dem klingenden Sortennamen „Nanjing Silver“ gehört zu den Pflanzen, die im Garten mit Laubdecke überwintern. Sie ziehen im Herbst ein, kommen aber im Frühling wieder. Hießen früher B. evasiana.

3 Fragen an den Begonien-Liebhaber!

Begonien lieben tropische Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit, wann erreicht Manfred Edlinger seine „Betriebstemperatur“?
Am liebsten habe ich 30 Grad und mehr, Luftfeuchtigkeit muss nicht so hoch sein.

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Wer einige tausend Raritäten pflegt, wie sieht bei ihm dann die Wohnung aus?
Ganz anders! Ich hatte bis vor kurzem nur ein Zypergras, das hat aber jetzt die Katze gefressen. Im Moment also zimmerpflanzenlos…

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Die Traumreise?
Einmal dorthin fliegen, wo die Begonien wachsen. Mein Problem – ich würde wahrscheinlich alle mitnehmen…