Wenn das Laub von den Bäumen fällt, zeigt sich der Garten von einer ganz anderen Seite: Der Wuchs der Bäume, die auffälligen Stämme, knorrige Äste und so mancher Bewuchs auf der Rinde, der seit einigen Jahren fast überall auftaucht, zeigen sich:  Flechten. Im Garten sind sie im Kommen, in der Natur sind aber viele vom Aussterben bedroht.

Keine Sorge um Bäume oder Sträucher

„Sind meine Bäume krank, sie sind voller Moos?“ So lautet oft die Frage, die von besorgten Gartenfans gestellt werden. Doch ist es meist nicht Moos, sondern es sind Flechten, die sich auch in den Niederungen ausbreiten. Die Gründe dafür sind klar: die Luft enthält weniger Schwefel, aber meist mehr Ammoniak, also Stickstoff. Und genau den braucht eine Flechte, die mit ihrer gelben Farbe sehr auffällig ist. Schwielen- und Schlüsselflechten findet man nun großflächig. Doch man muss sich keine Sorgen um die Bäume oder Sträucher machen, denn Flechten dringen niemals in die Rinde ein. Sie nutzen sie nur als „Wohnort“. Dort leben sie im Zusammenwirken mit Algen und Bakterien. Flechten sind keine eigene Gruppe, sondern gehören zu den Pilzen. Weltweit gibt es 25.000 – hier bei uns rund 2.000. Besonders gern wachsen sie auf Apfelbäumen, Pappeln und Eschen aber auch an vielen Beerengehölzen, wie den Ribiseln.

40 Prozent der österreichischen Flechten vom Aussterben bedroht

Und jetzt kommt, trotz der großen Zunahme in den Gärten, das Überraschende: Es gibt in der Natur immer weniger Flechten. Forscher haben festgestellt, dass 40 Prozent der in Österreich heimischen Arten von Aussterben bedroht sind, manche sind schon komplett verschwunden. Der Grund: die schlechte Luft, die mit Aerosolen belastet ist, setzt den ansonsten so robusten Pilzen extrem zu. Hitze, Trockenheit und extreme Kälte (wie in den Bergen) – das alles überstehen sie, aber gegen die Abgase von Industrie und Hausbrand können sie sich nicht wehren.

Was heißt das nun für die vielen Flechten an Obst- und Ziergehölzen: Im Prinzip ist nichts zu tun. Nur wenn sie sich intensiv ausbreiten, dann mit einer sanften Wurzelbürste entfernen, denn in den Flechten können sich da uns dort Schädlinge verstecken. Weiße Stammanstriche sind ein probates Mittel, Gehölze zu schützen und sie bewahren auch die Bäume vor Rindenschäden durch Frost oder dann im Sommer durch Hitze.