Mein diesjähriger England-Gartentrip war für mich – ein Mal mehr – einzigartig: In drei Gruppen habe ich Gartenenthusiasten aus ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz nicht nur zur Chelsea Flower Show und ins grüne Reich des Thronfolgers, nach Highgrove, geführt, sondern auch viele private Gärten öffneten für mich und meine Gäste zum ersten Mal die Gartenpforten.
Gartenparadies der Spitzenklasse
Für viele aber das eindrucksvollste Gartenerlebnis war der Besuch eines privaten Gartens, der erst vor wenigen Jahren errichtet wurde. „A modern garden“, wie Chris, der ehemalige Businessman mit kräftiger und besonders deutlich artikulierter Sprache, zu Beginn erläuterte. Manche verdrehten am Platz vorm Haus die Augen und fürchteten eine der leider üblichen „modernen“ Steinwüsten zu sehen. Doch ich kannte das Paradies und es ging allen vor Freude die Augen über. Vor uns lag ein Gartenparadies der Spitzenklasse. Moderne Linienführung mit geschickt abgestuften Terrassen verschmelzen mit üppig blühenden Naturwiesen und gefühlvoll integrierten Sträuchern. Der Blick in die Landschaft (die Briten nennen das „borrowed landscape“) gab dem Theater die Kulisse.
Bei der, bei meinen Reisen üblichen Abstimmung am Ende der Reise, gewann dieser Garten haushoch und steckte selbst den diesmal besonders herrlichen Garten von Sissinghurst Castle in die Tasche. Knapp die Hälfte der Teilnehmer meinten: „Das ist genau mein Garten – so möchte ich ihn haben!“ Der Besitzer – wie gesagt ein Sir – reagierte mit Freude: „Thank you!“ meinte er mit tiefer Stimme, aber scheinbar emotionslos: „Ich werde es dem Architekten mitteilen!“. Ein typischer britischer Sir, eben!