Dass man vor dem Holler den Hut ziehen soll, ist seit langer Zeit bekannt, denn der Holunder gehört zu den Gehölzen, die seit Jahrhunderten genutzt und verehrt werden. Früher wagte es niemand, einen zufällig beim Haus aufgegangenen Hollerstrauch abzuschneiden, denn die segensreichen Götter und Göttinnen wohnten in ihm. Und so war es klar, dass man „unterm Hollerbusch“ auch immer die wertvollsten Münzen und Schmuckstücke vergrub, wenn Gefahr drohte. Kam man dann nach vielen Jahren der Flucht zurück, wusste man – auch wenn das Haus vielleicht längst verfallen war – genau, wo der Schatz lag.
Holunder wächst in ganz Europa bis in eine Höhe von etwa 1.500 Metern. Am liebsten dort, wo humus- und damit nährstoffreiche Erde zu finden ist, also meist am Waldrand, in der Nähe von Komposthaufen oder an Bachrändern.
Vielfache Verwendung in der Küche
In der Küche findet der Holler vielfach seine Verwendung. Zunächst sind es im Frühsommer die Hollerblüten, die als Saft, Sekt oder herausgebacken als Köstlichkeit gelten. Getrocknet wird daraus ein herrlicher Tee. Jetzt im Herbst sind es die Früchte, die allerdings nur gekocht verwendet werden können – als Saft oder als „Hollerröster“, auch „Hollerköchl“ genannt. Mit Äpfeln und Zwetschken und einigen Gewürzen zusammen sind sie ein herbstlicher Genuss. Und: Früher presste man daraus einen Saft, der vergoren zu Hollerwein wurde und den man aus Gründen der Sparsamkeit mit Rotwein mischte. Nach einigen Monaten wurde daraus ein köstlicher Haustrank. Daher auch der Name „Traube des armen Mannes“.
Interessant sind die vielen Namen, die der Holler im Laufe seiner Geschichte bekommen hat. Früher wurde er immer als Flieder bezeichnet. Bis dann der „echte“ Flieder zu uns kam. Mancherorts nannte man ihn aber aufgrund der streng riechenden Rinde und Blätter auch „Stinkholler“. Damit zur gärtnerischen Seite: Jauche aus den Blättern (etwa gleich viel Laub und Wasser mehrere Tage vergären lassen) wird unverdünnt in die Gänge der Wühlmäuse geleert und soll diese vertreiben. Der Beginn der Blütezeit signalisiert den Beginn des Frühsommers, und sobald die Früchte reif werden, beginnt bereits der Frühherbst im phänologischen Kalender.
Der Holler als Ziergehölz
Gerade in den letzten Jahren hat sich der Holunder wieder einen fixen Platz im Garten erobert. Viele neue Sorten sind auf den Markt gekommen. Die beste Fruchtsorte ist der in Österreich selektierte „Haschberg“. Er hat die größten Trauben mit gleichzeitiger Reife.
Im Ziergarten ist die Sorte „Black Lace“ nun als Ersatz für die empfindlichen Japanischen Ahorne beliebt. Das dunkle, geschlitzte Laub bildet einen tollen Kontrast im Hintergrund von Staudenbeeten. Auch der weiß-gelb-grün panaschierte Holunder (Sambucus nigra „Albovariegata“) ist da und dort zu bekommen und ein interessanter Blickpunkt im Garten. Nicht so wüchsig, aber ebenfalls sehr dekorativ ist der Goldholunder (Sambucus racemosa „Sutherland Gold“).