Seit einigen Jahren geistert in der Gartenwelt ein Begriff herum: Pflanzenkohle. Was kann sie und bringt sie wirklich etwas? Ich habe mir das „schwarze Gold des Amazonas“ angesehen. Es ist ein Phänomen, auf das die Indigenen des Amazonas vermutlich durch Zufall gekommen sind. Nach dem Abholzen des Regenwaldes stellten sie fest, dass der Boden nur sehr kurze Zeit einen guten Ertrag lieferte. Der häufige Niederschlag schwemmte die Nährstoffe aus.
Legendäre „Terra Preta“
Nur dort, wo das verbrannte Holz, die organischen Abfälle und die Exkremente gelagert waren, blieb der Ertrag aber hoch. Ja sogar nach Jahrhunderten kann man an den Brandstellen noch die Schwarzerde, die mittlerweile legendäre „Terra Preta“ – portugiesisch für „Schwarze Erde“ – finden. Das Geheimnis ist die Kohle, die unter Luftabschluss entstanden ist und aufgeladen mit den Nährstoffen zu einem enormen Depot an Dünger und Wasser wird.
Untersuchungen der Botanischen Universität Wien haben diese Wirkung bestätigt. „Wichtig ist, dass man aber immer auf hochqualitative Kohle achtet“, erläutert Gerhard Soja von der Boku, der sich seit Jahren mit diesem Bodenhilfsstoff beschäftigt. Mit der sogenannten Pyrolyse wird unter Luftabschluss aus organischem Material, vor allem Holz, die Pflanzenkohle. Genau so machten das früher die Köhlern im Wald. Heute verwenden wir die Holzkohle meist zum Grillen, doch da warnt der Experte: „Normale Grillkohle, in die Erde eingearbeitet, hat genau die gegenteilige Wirkung. Sie saugt den Dünger ab“, denn die Kohle hat eine enorme innere Oberfläche, die im Stande ist, Wasser und Nährstoffe zu puffern. Ein ganz großes Problem sind auch die möglichen Schadstoffe, die im Material sind, das verkohlt wird. Daher immer nur eine zertifizierte Kohle verwenden, dort sind garantiert keine Schadstoffe drinnen.
Gute Nährstoffversorgung, lange Wuchskraft
Was kann nun die Kohle mehr, als beispielsweise Kompost? Einer, der sich seit 2007 mit diesem Produkt beschäftigt, ist Gerald Dunst aus Riedlingsdorf im Südburgendland. Er ist der einzige „Pflanzenkohlen-Köhler“ in Österreich und hat eine klare Antwort: „Die Versorgung mit Nährstoffen ist über einen langen Zeitraum viel konstanter, die Wuchskraft bleibt extrem lang erhalten. Teilweise muss man in einem Hochbeet nicht einmal mehr nachdüngen“, weiß der Pionier, für den auch klar ist, dass sich der relativ hohe Preis rechnet: „60 bis 90 Liter Pflanzenkohle pro Kubikmeter Kompost sind ideal und schaffen einen hohen Ertrag über Jahre!“ Die Kosten liegen derzeit bei einem 30-Liter-Sack bei etwa 27 Euro.
Besonderes Augenmerk schenkt man der Kohle seit einiger Zeit, da die Verwendung von Torf im Gartenbau deutlich eingeschränkt bzw. ganz vermieden werden soll, denn Torf setzt nämlich bei seiner Verwendung Unmengen an Kohlendioxid frei. Ein 40-Liter-Sack reine Torferde so viel, wie wenn man 50 km mit dem Auto fahren würde.
Uneinigkeit bei Experten
Die Experten sind sich bei der Verwendung von Kohle aber noch nicht einig. Einige Studien besagen eine hervorragende Wirkung als Ersatzstoff, andere empfehlen sie eher nicht. „Kompost kann das alles auch und erfolgt ohne Energieaufwand und kostet einen Bruchteil“, erläutert bei einer Tagung der Schweizer Gärtner, Tobias Neubauer, der seinen gesamten Betrieb torffrei und rein biologisch führt. Sein Geheimnis: “Bei uns kauft man die Pflanzen mit so viel Power in der Erde, dass man sie kaum nachdüngen muss. ‚Industrie-Blumen‘ dagegen hängen meist am Tropf und verhungern schon nach wenigen Wochen beim Konsumenten“.