Es haben die Pflanzensammler so an sich. Beiläufig entdecken sie eines Tages eine Pflanze und verlieben sich von einer Minute auf die andere in sie. Zuerst ist es eine sehr lockere Beziehung, die sich da aufbaut. Schon bald aber beginnen sie zu suchen und forschen: Gibt es da noch andere Sorten und Arten? Wo gibt es noch Interessierte? Und vor allem: Wo bekommt man Nachschub um die Sucht zu stillen?
Fotos aus dem Buch Leberblümchen – Edelsteine im Frühlingsgarten
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Fotos (c) Josh Westrich
Eine dieser so unscheinbaren Pflanzen, die vor allem in Japan zum Suchtmittel wurde, ist das Leberblümchen. Das Leberblümchen ist eine einheimische Pflanze mit europäischer Verbreitung. Als Lebensraum liebt es sommerwarme, mäßig trockene Buchen- und Laubmischwälder auf kalkreichen Böden. Häufig ist das Leberblümchen in warmen südexponierten eher lichten Wäldern zu finden. In Oberösterreich ist es weit verbreitet – interessanterweise auch dort, wo der Kalk im Boden fehlt – zum Beispiel im Mühlviertel. Weil die grundständigen Laubblätter in Form und Färbung einer Leber gleichen, glaubte man im Mittelalter aufgrund der Signaturenlehre an eine Wirkung bei Leberleiden. Die Heilerfolge blieben aber aus.
Während der Blütezeit sind die meisten der letztjährigen Laubblätter noch intakt. Die jungen Blätter entfalten sich erst im Laufe der Fruchtreife.Das Leberblümchen gehört zu den frühestblühenden Pflanzen der einheimischen Flora. Um die empfindlichen Staub- und Fruchtblätter vor allzu großer Kälte, Schnee oder Regen zu schützen, schließen sich die hübschen blauen Blütenblätter nachts und bei trüber Witterung.
Nach der Blütezeit wird die reifende Frucht von den drei nahe stehenden Blättern schützend eingehüllt. Am Grund der Fruchtwand entwickelt sich bei Leberblümchen ein fleischiges Gewebe, das reich mit Fett, Zucker und Vitaminen ausgestattet ist. Damit locken sie Ameisen an, die die Früchte deswegen sammeln und in einem weiten Umkreis verstreuen. Um die Früchte den Ameisen zugänglich zu machen, krümmen sich die Stiele reifender Früchte zu Boden.
Leberblümchen gibt es aber nicht nur bei uns, sondern auch in Nordamerika – mit stärker geschlitzten Blättern und Blüten (meist in Weiß ansonsten in Pastelltönen von Rosa bis Blau) – und in Asien. Hier gibt es mehrere Arten die für die Zucht immer neuer Japanischer Leberblümchen herangezogen werden. Und so gibt es die „Hepatica“ , wie sie botanischen heißen nunmehr in mehreren tausend verschiedenen Sorten: weiß und rosa und blau. Mit gefüllten Blüten und mit ungefüllten und manche so selten, dass Sammler in Japan sogar bereit sind mehr als 2.500 € (!!!) für eine einzige Pflanze auszugeben.
Viel preiswerter sind da unsere heimischen Leberblümchen, die es in vielen Staudengärtnereien zu sehr günstigen Preisen zu kaufen gibt. Ausgraben in der Natur ist nicht erlaubt! Bevor man aber sich aber mit dem Leberblümchen-Virus anstecken lässt: überlegen sie genau ob der Standort passt, denn die kleinen Frühjahrsblüher sind sehr wählerisch.