Eine ganze Woche lang war ich kürzlich in den neuen deutschen Bundesländern unterwegs, hielt Vorträge und besuchte die aus dem Winterschlaf erwachenden Gärten. Viel Zeit nutzte ich für Gespräche mit den Gartenbesitzern, wie in DDR-Zeiten hier gegärtnert wurde. Hier ging es, so wurde mir erzählt, beinahe ausschließlich um die Selbstversorgung (ums „Überleben“) aber auch um die Verrücktheiten des Systems: Denn aus dem Garten durfte man an die staatlichen Läden verkaufen. Für gutes Geld. Für einen Kopfsalat gab es 3,5 Ostmark. Und gleich danach kostete der Salat in dem Laden nur 50 Pfennige. Da ist klar, dass das nicht auf ewig funktionieren konnte.
Garteln ist keine Frage der dicken Brieftasche
Doch eines zeigte sich in dem Land, in dem immer Mangel an vielerlei Dingen herrschte: Es wurde alles wiederverwertet. Und das spürt man bei der älteren Generation noch heute. Ob Hochbeete aus Paletten, gebogene Wasserleitungen als Rosenbögen, ob ein Rankgitter aus einem alten Betteinsatz oder entsorgte Pflastersteine als neue Gartenmauer. Die Finanzen vieler Bewohner in den neuen Bundesländern sind nicht so rosig und daher nutzt man alles, um Geld zu sparen. So gibt es auch Pflanzenläden, die als eine Art Flohmarkt die ungeliebten (aber sicherlich noch wachsenden) Pflanzen von Gartencentern zu extrem günstigen Preisen anbieten. Statt Sondermüll, gibt es für diese Bäume, Sträucher und Rosen eine zweite Chance. So manchen Garten, den ich besucht habe, zeigt, dass man auch damit grüne Paradiese schaffen kann. Garteln ist eben keine Frage der dicken Brieftasche.