Wenn in diesen Tagen von einem Mistelzweig gesprochen wird, denken die meisten wohl an den Kuss, der darunter erlaubt ist und Liebe für ein Leben lang bringen soll. Doch dieser Halbschmarotzer ist auch eine Zeigerpflanze für den Klimawandel. Der Stress, den Bäume durch die trockenen Sommer erleiden, führt dazu, dass die Rinde spröde wird und die Mistelbeeren ihre Saugwurzeln, sogenannte Haustorien, bis in die Leitungsbahnen führen und so Wasser und Nährstoffe anzapfen können. Halbschmarotzer heißen sie deshalb, weil sie trotzdem noch eine Photosynthese praktizieren.
Sieben Fakten, die man kennen sollte:
- Misteln haben Vorlieben!
Jeweils spezielle Sorten leben auf Laubbäumen, Tannen und Föhren. Sie bevorzugen die sonnigsten Plätze am Baum und wachsen deshalb meist im oberen Bereich der Gehölze und wachsen sehr langsam. In den ersten drei Jahren bilden sie nur zwei Blätter. Erst danach verdoppeln sie sich jährlich und können bis zu 70 Jahre alt werden.
- Wie vermehren sich Misteln?
Die weißen Beeren sind für viele Tiere, vor allem Vögel, Nahrung. Die Misteldrossel gehört dazu. Da diese Vögel immer die oberen Bereiche der Bäume aufsuchen und dort die klebrigen Reste der Beeren mit dem Schnabel abstreifen oder Kot mit Samen hinterlassen, findet man eben dort die sonnenhungrigen Pflanzen.
- Manchen haben Beeren, manche nicht – Warum?
Die Pflanze ist zweihäusig, es gibt männliche ohne Beeren und weibliche mit Beeren. Die Blütezeit ist im zeitigen Frühjahr, im Herbst erscheinen dann die Beeren.
- Schädigen Misteln den Baum?
Kurzfristig nein, aber sie sind ein Zeichen für gestresste Bäume, eine schlechte Pflege und vernachlässigte Bestände. Vor allem auf Streuobstwiesen, die nicht geschnitten werden, breiten sie sich in trockenen Jahren stark aus und reduzieren die Vitalität der Bäume. Äste brechen oder sterben schließlich komplett ab.
- Soll man Misteln wegschneiden?
Einzelne Exemplare sind kein Problem, sondern sind Unterschlupf für viele Insekten und eine Futterpflanze für Vögel. Allerdings sollte man die Wuchs- und Ausbreitungsfreude nicht unterschätzen. Da die Saugwurzeln weit ins Holz reichen, muss etwa 30 cm unterhalb einer Mistel geschnitten werden. Bei starkem Befall aber nur die Mistel ausschälen. So kann sich der Baum erholen.
- Stehen Misteln unter Schutz?
Nein, allerdings darf man sie nicht für gewerbliche Zwecke in der freien Natur sammeln. Einzelne Exemplare kann man aber – nach Rücksprache mit dem Grundstücksbesitzer – abschneiden.
- Ist die Mistel gesund?
In der Alternativmedizin gibt es vielerlei Anwendungen. Sie reichen als Tee gegen Bluthochdruck bis zur Krebstherapie. Wissenschaftlich nachgewiesen wurde allerdings nie eine Hemmung eines Tumors.