Hortensie, Flieder oder doch Orchideen? Blumen gehören zum Muttertag. Ich habe bei einer Umfrage unter Gärtnern und Floristen versucht herauszufinden, wie sich die Vorliebe für Muttertagsblumen seit dem zweiten Weltkrieg verändert hat. 1940 waren noch Wiesenbumen und Vergissmeinnicht die „Renner“ – man hatte kein Geld für Blumen. Dazwischen waren Tulpen, Nelken oder Rosen beliebt. Eine Pflanze, die immer wieder aufkam, ist die Hortensie.
1940
Wiesenblumen und Vergissmeinnicht: Kein Geld für Blumen
Den Muttertag gab es nun schon seit den zwanziger Jahren. Im Nazi-Regime wurde er missbraucht, um das Mutterideal zu propagieren. In diesen Zeiten fehlte es an allem – daher waren Blumen kein Thema. Wiesenblumensträuße und kleine Mitbringsel von Vergissmeinnicht waren auch noch in den Jahren nach dem Kriegsende das einzige blühende Geschenk.
1950
Flieder und Tulpen sind die Stars – meist aus dem eigenen Garten
Der Wohlstand hat gegen Ende des Jahrzehnts bereits begonnen. Gärten und Parks wurden gestaltet. Die Blumen für die Mutti kamen meist aus dem Garten (oder dem Park ;-)) und immer öfter waren auch Tulpensträuße vom Gärtner ein Thema.
1960
Hortensien kommen: Sie bleiben Jahrzehnte
Der Star des Muttertags, der dann als die Spießerpflanze schlechthin verschrieen war, ist die Hortensie. Zu Beginn oft nur mit einer einzigen Blüte, später dann immer größer werdende Stöcke. Farben und Formen waren überschaubar: Ballenblüten in weiß, rosa, rot und blau. Kaum einer glaubte an eine Wiedergeburt aber… (siehe „Heute“).
1970
Gloxinien und Nelken („Spraynelken“): Nostalgie auch heute wieder
Viele werden sich noch an die großen samtigen Blätter und die trichterförmigen Blüten erinnern. Diese Topfblumen wurden immer populärer und gediehen auch prächtig. Erste floristische Blumensträuße wurden zu dieser Zeit angeboten: Spraynelken und Asparagus. Vereinzelt kamen schon Schnittrosen dazu („Biedermeierröschen“).
1980
Exotik zieht ein: Stephanotis, Usambaraveilchen, Drehfrucht
Immer weltoffener wurden die Blumenliebhaber und zeigten ihren Wohlstand mit nicht alltäglichen Pflanzen: Die Kranzschlinge (Stephanotis), das Usambaraveilchen und die Drehfrucht (Streptocarpus) kamen auf. Überrascht? Jetzt sind alle auch wieder im Sortiment und finden große Beliebtheit.
1990
Rosen immer beliebter: Als Topfpflanzen und für den Strauß
Die Königin unter den Blumen erlebt in diesem Jahrzehnt den vermutlich größten Sprung vom Garten ins Zimmer. Die Schnittblumenproduktion wurde intensiviert. Besonders gefragt beim Schnitt: extra langstielige Rosen ohne viel Beiwerk. Zu dieser Zeit zauberten die kleinen Topfröschen Rosengartenstimmung auf die Fensterbank.
2000
Orchideen die absoluten Superstars: Nun Dauerbrenner
Die Euphorie hielt sich zu Beginn in Grenzen, galten doch Orchideen als extrem schwierig zu pflegen und waren noch sehr teuer. Doch das änderte sich schlagartig und innerhalb weniger Jahre wurde aus den Phalaenopsis-Orchideen die beliebteste Zimmerpflanze mit Massenverkauf und einer ungeheuren Vielfalt in Farben und Formen.
2010
Citrus und viele andere Kübelpflanzen: Stämmchen für Balkon und Terrasse
Die Trendwende setzt abrupt ein: Garten wurde zum Lifestyle und so waren Kübelpflanzen das große Thema. Margaritenstämmchen, Citrus in allen Größen und dazu Palmen, Oliven und schließlich die ganz Palette an Kräutern schick arrangiert gehörten und gehören zu den Stars.
Heute
Hortensien wieder da: Neue Sorten bringen Rekordverkauf
Auch der sie in den 70er-Jahren nicht mehr sehen konnte, ist heute wieder zum Fan geworden. Denn Hortensien gibt es in einer derart großen Sortenfülle, dass einem der Überblick schwer fällt. Tellerförmige Blüten, immer blühende Stöcke und dazu noch attraktive Belaubung. Neben der Euphorie für Kübelpflanzen gehören diese Pflanzen wieder zu den Muttertagsstars.