Egal wie das Wetter ist – treffen sich in diesen Tagen Blumen- und Gartenliebhaber, dann gibt’s nur ein Thema: Es kribbelt schon. Dann wird über Pläne und Ideen diskutiert, wie der Garten heuer aussehen wird, was angebaut wird und vor allem welche neuen Sorten man entdeckt hat. Quer durch alle sozialen Schichten geht dieses Phänomen – vom Generaldirektor bis zur Bäuerin, vom Handwerker bis zum Primar. Garteln ist und bleibt der Volkssport Nummer 1.
Die wenigen Nichtgärtner schütteln den Kopf und können es gar nicht verstehen. Die Mühe, die Arbeit, der Schweiß – unfassbar.
Gleichzeitig kommt aber Neid auf: wenn die Frühlingsgärten mit Schneeglöckchen, Krokussen und Narzissen erblühen. Wenn sich der zarte Duft im grünen Paradies breit macht. Dieser Neid passt in unsere Zeit. Diejenigen, die mit vielen Schweißtropfen etwas leisten, werden nicht bewundert, sondern oft als Dumm hingestellt. Wozu die Arbeit? Geht doch auch bequemer! So sehr Leistung in unserer Gesellschaft zählt, geschätzt wird sie nur selten.
Aber schon Wilhelm Busch hat es erkannt und meinte: „Neid ist die höchste Form der Anerkennung“. Dem kann man nur beipflichten und sich über viel Neid freuen. Die Schweißtropfen, die beim Pflanzen der tausenden Blumenzwiebel vergossen wurden, sind längst vergessen, wenn der Neid der Gartenzaunschauer über einem herfällt. „Wirklich toll der Garten“, heißt es dann oft. „… aber die viele Arbeit – um die bin ich nicht neidig“. Um die Arbeit ist niemand neidig, aber um die Blütenpracht. Daher wird auch heuer wieder gepflanzt …
Den Neid werden wir sicher ernten.