Wohl jeder Gartenliebhaber kennt das erschütternde Erlebnis: der Oleander, letztes Jahr noch eine Prachtstück auf der Terrasse, ist über den Winter zu einem Strohgesteck geworden. Zu viel Kälte, doch zu wenig Wasser oder doch zu viel Wärme – die Zutaten sind mannigfaltig. Was tun, dachte ich mir vor einigen Jahren: radikal abschneiden, die Pflanze muss gerettet werden.
Die 20 Zentimeter langen Äste, die danach aus dem Topf schauten, lösten einen Schrei des Entsetzens bei meiner Frau aus – so wanderte der Topf in die „Krankenstation“, also jenem Bereich, in dem den Pflanzen kurz vorm Komposthaufen noch eine Chance gegeben wird. Doch dort sind die Bedingungen hart: kaum Pflege, weil weit weg vom Wasserhahn… Nach einigen Wochen hatte ich mich an dem Gerippe sattgesehen und entsorgte ihn auf dem Komposthaufen, nachdem ich ihn mit viel Mühe aus dem Topf gezogen hatte. Schon da fielen mir die saftig, weißen Wurzeln auf – aber ich war gnadenlos.
Wochen später, als ich wieder einmal Krankenbesuche absolvierte fiel mir im Kompost eine saftig, grüne Buchskugel auf. „Hat meine Frau da wieder einmal etwas weggeworfen…“. Doch der Täter war ich: der Oleander hat es sich überlegt und kräftig ausgetrieben, kam zurück in den Topf und durfte dann auf die Terrasse zurück.
Nun wurde er wieder gehegt und gepflegt, kräftig gedüngt und mit Leitungswasser gegossen. Im Jahr darauf blühte er wieder. Die Auferstehung ist gelungen. Ein kleines Wunder in meinem Gartenparadies.