Bei meinen Dreharbeiten für die erste Gartensendung nach der Sommerpause war ich zu Gast in einem Paradies am Guldenhof in Göstritz bei Schottwien. Dort, wo seit Jahrhunderten die Förster lebten, ist nun die ursprünglichste Form der Bewirtschaftung eines Hofes eingezogen. Daniela Zorn und ihr Mann haben alles was dazu gehört: Auf 7 Hektar sind Obst, Gemüse, Teiche – voll mit Fischen und dazu Hühner und Schweine zu finden. Und das alles auf 800 Meter Seehöhe – bewirtschaftet von den zwei Naturliebhabern – ganz ohne sonstige Hilfe!
Wer meint, dass so eine Kultur, nur im Großen funktioniert, der irrt: Durch das geschickte Anlegen eines Hausgartens wird ein Kleinklima erzeugt. Zum Beispiel im Kraterbeet: Am Guldenhof gedeihen dort prächtige Paradeiser und Gurken. Am Rande dieser Wärmefalle stehen Weintrauben und am Hügelbeet ranken die Kürbisse um die Wette. Das ist auch alles auf viel kleineren Flächen möglich.
Nicht alles ist – so wie manche Gärtner das anstreben – am Guldenhof perfekt gepflegt. Gerade die geordnete Unordnung ist es, die das gesunde Wachstum ermöglicht. Hunderte Vögel nisten auf dem Gelände und spielen die Schädlingspolizei. Mischkultur sorgt für krankheitsfreies Wachstum und die richtige Auswahl der Sorten beim Gemüse hilft ebenfalls mit auf Spritzmittel aller Art zu verzichten.
Auf einem so großen Areal braucht man freilich Helfer: Die glücklichen Schweine leben auf dem Gelände und durchwählen die Erde nicht nur, sondern beseitigen so auch die lästigsten Unkräuter. Ein Zaun, der von Zeit zu Zeit umgestellt wird, hält die Tiere von den Kulturflächen für Gemüse und Beeren ab. Im Hausgarten wird das nicht funktionieren – die Unkraut“pflege“ kann hier durch konsequentes Mulchen erfolgen.
Doch zurück zu den Beeren: wer nicht weiß, wo sich das Schlaraffenland befindet, ich kenne es: Hunderte Himbeer- und Brombeersträucher stehen auf den Terrassen hoch über Göstritz und sind auch jetzt im Herbst noch übervoll mit Früchten. Hier kann die robuste Sorte Autumn Bliss, die auch im Hausgarten hervorragend gedeiht, so richtig loslegen. Oder die stachellose Brombeere „Navaho“. Köstlich waren die Dreharbeiten – die süßen Früchte hingen mir beinahe in den Mund. Natur pur, da muss nix gewaschen werden! Und die vielen Beeren, die nicht geerntet werden können, sind wieder Nahrung für die Tiere, die sich in diesem Paradies einfinden.
Freilich dürfen bei diesem naturnächsten Gärtnern der Kompost, das Mulchen oder die Ecken mit Brennnesseln nicht fehlen. Letztere sind nicht nur für viele Schmetterlinge Nahrungsquelle, auch für die Familie Zorn liefern die ganz zarten, kleinen Brennnesselblätter neben besonders köstlichem „Spinat“ auch noch Vitamine für den Winter: Brennnesselsamen werden in diesen Tagen gesammelt, getrocknet und esslöffelweise gegessen.
Besonders deutlich wird die Permakultur (die „permanente Agrikultur“, wie sie in Australien als Urspungsland genannt wird) beim Sammeln von Saatgut: Ob Endivie, Spinat oder Radieschen. Die ausgewachsenen Pflanzen bleiben am Beet stehen und liefern nach dem Blühen das Saatgut für das kommende Jahr. Da in diesem Garten nur Biosaatgut von alten nicht Hybridsorten verwendet wird (wie es sie zum Beispiel in der Arche Noah in Schiltern gibt), kann so ein wirklicher Kreislauf erlebt werden – von der Aussaat bis zu Ernte. Es gibt sie noch – die kleinen Paradiese auf dieser Erde.