Naturkundler beobachten das Wetter und den Garten schon seit Jahrhunderten und haben den sogenannten Phänologischen Kalender kreiert. Er stimmt immer, denn er richtet sich nach bestimmten Zeigerpflanzen: Blüht das Schneeglöckchen, dann beginnt der Vorfrühling. Gärtner wissen, dass nun die Aussaat beginnt. Und in der Küche wird der Ruf nach dem ersten Bärlauch laut.
Aus vier mach zehn – die Jahreszeiten der Natur
Im phänologischen Kalender gibt es zehn Jahreszeiten: Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst, Winter. Hier finden Sie die detaillierte Beschreibung dazu!
Vorfrühling
Die Haselnuss beginnt zu blühen, der Winterjasmin steht in Vollblüte und die Zeigerpflanze, das Schneeglöckchen, öffnet die Blüten. Im traditionellen Kalender schreibt man je nach Gegend Ende Februar bis Ende März. Gepflückt wird der erste frische Bärlauch. Brennnessel für den Salat werden genau so geerntet, wie die ersten Blüten von Veilchen und Gänseblümchen. Die Fensterbank ist nun das Gartenbeet – die Zeit des Vorziehens von Chili, Tomaten & Co beginnt.
Erstfrühling
Das tatsächliche Erwachen der Natur beginnt. Jetzt heißt es für viele: endlich Frühling! Tagtäglich gibt es eine neue blühende Überraschung im Garten. Die Blüte der Forsythie leitet diese Jahreszeit ein, die, dem Kalender nach in etwa Mitte März beginnt und bis in den April dauert. Das Sommergetreide geht auf, Wiesen werden wieder grün. Schnittlauch und Brunnenkresse bringen die ersten Vitamine auf den Teller. Im Frühbeet gezogene Radieschen werden oft noch winzig klein für ein Smoothie geerntet und der im Herbst gesäte Feldsalat und Spinat können bereits geerntet werden. Im Gemüsegarten werden die Beete hergerichtet. Vlies schützt die jungen Aussaaten.
Vollfrühling
Ein Fest der Blüten beginnt: Mit dem Aufblühen der Apfelbäume beginnt diese Jahreszeit der Natur. Im Vollfrühling beginnen die Kartoffeln zu treiben. Die Zeit der Nachtfröste ist nun (hoffentlich) vorbei und auch empfindliche Pflanzen kommen nun ins Freie. Die mediterranen Kräuter, wie Rosmarin und Salbei beginnen bereits zu wachsen und erste Blätter kann man ernten. Wer zeitig im Frühbeet frischen Salat gesetzt hat, der wird nun erste Blätter ernten können und kleine Kohlrabi landen ebenfalls schon in der Küche. Gesät und gepflanzt wird nun alles – Erbsen, Bohnen und auch die wärmebedürftigen Gemüse, wie Gurken, Kürbisse und Zucchini.
Frühsommer
Der Holunder blüht, es ist Juni und damit ist der Frühsommer ins Land gezogen. Auf den Wiesen blühen die Gräser. Weißdorn, Wald-Geißbart und Türkischer Mohn. Jetzt werden die Blumenwiesen gemäht und es duftet nach Heu. Im Küchengarten beginnt bereits die Erntezeit. Salate gibt’s in Hülle und Fülle. Kräuter machen Lust aufs Würzen und die ersten Erdbeeren lugen bereits unter den zartgrünen Blättern hervor.
Hochsommer
Wenn in den Freibädern die Hochsaison beginnt, dann zieht ein Duft übers Land: der der Sommerlinde. Sie ist die Zeigerpflanze für diese Jahreszeit. Wegwarte und Kartoffel beginnen zu blühen; in den Gärten reifen die Ribisel. Die Getreideernte beginnt, im Garten ist nun die Zeit des Erholens, Genießens und Erntens: Beeren, erste Tomaten und Gurken, Kohlrabi und die ganze Fülle an Salaten fülle die Körbe.
Spätsommer
Die Vorfreude auf die ersten frischen Äpfel ist jedes Jahr groß. Und dennoch ist sie mit ein wenig Wehmut begleitet, denn der Spätsommer kommt schneller als gewollt. Reifen die Klaräpfel ist der Beginn dieser Jahreszeit beim Garteln im Takt der Natur. Reif werden jetzt auch Felsenbirne und Vogelbeere. Zeitgleich beginnt die Blüte des Heidekrauts und der Herbst-Anemone. Im Gemüsegarten wird noch immer gepflanzt. Salate werden nachgebaut, Bohnen regelmäßig geerntet und wenn die Witterung passt, dann gibt es Berge von Tomaten, Gurken und Zucchini.
Frühherbst
Eine giftige Pflanze steht am Beginn dieser Jahreszeit: Blüht die Herbstzeitlose, beginnt der Frühherbst. Gleichzeitig beginnt auch der Holunder reif zu werden und die Haselnuss wird geerntet. Ende August beginnt in unseren Breiten bereits diese Jahreszeit, die generell als die Erntezeit angesehen werden kann. Auf dem Komposthaufen sind nun die Kürbisse bereit zur Ernte. Sie schließen mit den ersten kühlen Nächten das Wachstum ab.
Vollherbst
Obst so weit das Auge reicht. Wer Apfel-, Birn- und Zwetschkenbäume im Garten hat, der wird nun ernten können. Rund um den Schulbeginn im September kommt auch schon der Vollherbst – die Zeigerpflanze dafür ist die Rosskastanie. Werden sie reif, beginnt beim Gärtnern im Takt der Natur diese Jahreszeit. Kalendermäßig dauert es von Mitte September bis Mitte Oktober. Damit fällt in diese Zeit auch die Laubfärbung.
Spätherbst
Die vorletzte Jahreszeit im phänologischen Kalender beginnt mit dem Laubfall bei Rosskastanie und der intensiven Nadelfärbung bei der Lärche. Die Temperaturen gehen nun rasch zurück, die ersten Fröste tauchen auf. Jetzt beginnt die Zeit der Wurzelgemüse und des Kohls. Karotten, Pastinaken und Sellerie lagern nun die Vorräte in den Knollen und Rüben ein. Der Kohl wird mit jedem Tag bekömmlicher, weil bei der kühlen Witterung die Stärke in Zucker umgewandelt wird. Mitte November geht der Spätherbst endgültig in die Ruhezeit der Natur über – den Winter.
Winter
Nun haben alle Bäume ihr Laub verloren, außer ein starker Frost hat sie an den Ästen festfrieren lassen, wie das bei Apfelbäumen oft passiert und erst im Frühjahr der Laubfall stattfindet. Nun herrscht weitgehend Vegetationsruhe. Der phänologische Winter dauert ungefähr von Ende November/Anfang Dezember bis Mitte/Ende Februar.