Ein großer Bund dünner Bambusstäbe, viele unterschiedlich große Blumentöpfe und ein Maßband. Das sind die Zutaten für ein neues, prachtvolles Staudenbeet – ein „mixed border“, wie es die Briten nennen, oder wie es als „Long Border“ in Great Dixter berühmt ist. Bei meiner Woche in Great Dixter durfte ich lernen, wie man es anlegt. „Papier ist geduldig“, rät Fergus Gerrett, der als Head-Gardener („Obergärtner“) die Geschicke von Dixter nun leitet, gleich zu Beginn.
Skizze als Grundlage
Seine Skizze von einem Staudenbeet, wie es wahrscheinlich jeder Gärtner schon gemacht hat, ist die Grundlage für die Gestaltung eines prachtvollen Beetes, das vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst blüht. Sträucher, wie ein dunkellaubiger Holunder („wird nur wegen der Blätter gepflanzt“) oder Helenium, Agastachen – sie alle kommen dazu.
„Langweilig“, urteilt er dann über seinen eigenen Plan. Da fehlen die Schneeglöckchen oder die Schneerosen. Und ein paar Kletterpflanzen: „Honeysuckle“, wie unser „Je-Länger-Je-Lieber“, also das Geißblatt, hier liebevoll genannt wird. Auf einem Holzpfahl schlingt er sich nach oben und schafft Struktur. Wie war das mit dem „geduldigen Papier“? Also 1:1 wird das Beet nun am Rasen ausgelegt.
Bambusstäbe markieren Beetkanten
Bambusstäbe markieren die Beetkanten, teilen die Pflanzflächen und die Töpfe markieren die Stauden und Sträucher, die gepflanzt werden. Beim Raten, wie viel Pflanzen wir brauchen, war ich gut unterwegs („… der hat Erfahrung…“ – lautete das Lob von Fergus) andere täuschten sich gewaltig. „Man muss die Dimensionen eines Beetes spüren. Muss sich hineinfühlen. Über und unter der Erde“, predigt Fergus immer und immer wieder. Daher im Jahreslauf denken. Wo wird umgegraben, wo geteilt – wo dürfen deshalb niemals Frühlings-Blumenzwiebel stehen, weil sie sonst von Spaten oder der Grabgabel „gekillt“ werden. „Unter dem rotlaubigen Holunder aber, da passiert nichts – hier kommen die Schneeglöckchen hin“, sagt Fergus, da bleiben die Zwiebel jahrelang ungestört und kommen nur ans Licht, wenn sie im Frühjahr gleich nach der Blüte („in the green“) geteilt und auseinander gesetzt werden.
Einige Stellen mit Sommerblumen auffüllen
Bleiben einige Stellen frei, dann kann man mit Sommerblumen („Immer in Töpfen vorziehen, dann wachsen sie schnell!“) auffüllen. Besonders liebt er die Dahlien, die zu hunderten im Winter im alten Weinkeller lagern und im Frühjahr alle eingetopft werden. In Kombination mit Sträuchern („…nicht bloß auf die Blütenfarbe achten, sondern auch auf das unterschiedlich gefärbte Laub!“) ergibt sich so das von uns so herbeigesehnte Blütenmeer, das die Gärten ein ganzes Jahr lang dominiert.