Dass dieses Jahr das Jahr des Bodens ist, war eine gute Fügung für das Gartenseminar, das ich im zeitigen Frühjahr in Great Dixter besucht habe. Ich konnte dabei auch mit dem biologischen Gärtnern auftrumpfen.
Great Dixter steht fürs Experimentieren und „Provozieren“
Great Dixter steht fürs Experimentieren, das war schon unter Sir Christopher Lloyd so. Man müsste eigentlich sagen fürs „Provozieren“. Wie sonst hätte er den romantischen Rosengarten in einen exotischen Garten verwandeln können. Freilich, und das ist typisch britisch, mit der Ehrfurcht vor der Tradition: Es gibt dort viele der uralten Rosen, darunter auch eine, die von Vita Sackville-West (Sissinghurst) stammt. „Der Boden und das geschützte Klima dieses ummauerten Gartens waren aber ideal für dieses Experiment“, erläutert Fergus Gerrett, der Head-Gardener von Great Dixter und die gute Seele für Alles, seit es „Christo“ nicht mehr gibt und Dixter ein Trust wurde.
Der Boden ist das Um und Auf
Der Boden ist das Um und Auf. Darauf hat man in Great Dixter schon immer Wert gelegt. Daher wurde schon immer kompostiert. In großen Bergen wird aller Grünschnitt von den Wiesen aufgeschichtet und zu bestem Kompost. Der extrem schwere Lehmboden ist so über die Jahre hinweg zu einer idealen Basis für Gemüse und Blumen geworden. Neue Gartenteile, die in den letzten Jahren rund um ein Studentenwohnhaus dazukamen, müssen erst aufbereitet werden.
Fergus lockert hier mit Grabgabel („niemals den Spaten nehmen“), fügt sofort groben Sand der Stärke 0/3 zu und arbeitet ihn ein. Dann wird erneut umgestochen und noch einmal gesandet. Zuletzt kommt Kompost. Gut fünf Zentimeter hoch arbeitet er diesen lange abgelagerten Humus in die obersten zehn Zentimeter Erde ein. Bei all diesen Arbeiten wird penibel genau das Wurzelunkraut entfernt. „Mühe, die sich in den Jahren danach bezahlt macht“.
Mein Tipp, die Fläche ein Jahr lang mit Karton und Mulch abzudecken und damit das Unkraut zu ersticken, gefällt ihm. Generell hat das Mulchen noch nicht Einzug gehalten in den Gärten von Great Dixter. „Wir wollen, dass die Einjährigen sich in den Beeten selbst aussäen“, erläutert der Obergärtner, da wollen wir die Erde nicht mit Grasschnitt bedecken. Er will aber einen ersten Versuch starten, weil viele der Kosmeen, Ringelblumen & Co zu dicht stehen und ausgedünnt werden müssen.
Völliger Verzicht auf Torf
„Vielleicht können wir mit dem Mulchen dem Boden Gutes tun, uns Arbeit ersparen und es keimen weniger Einjährige“, zeigt sich Fergus lernwillig. Kompost gibt es übrigens nicht nur den eigenen, sondern auch den in Großbritannien allgegenwärtigen „Mushroom-Compost“, den Champignon-Kompost. Seit kurzem wird völlig auf Torf verzichtet und kompostierte Rinde als Ersatz verwendet. Nicht nur im Garten, sondern auch bei der Anzucht der Pflanzen in der kleinen Gärtnerei. „Wir sind begeistert, wie das klappt“, freut sich Fergus, der im Erdschuppen gleich mit beiden Händen in der frischgedämpften Erde wühlt. Das Wachstum in den Gewächshäusern und den alten Mistbeetkästen gibt ihm Recht – hier wächst alles, ohne dass Natur irgendwo zerstört wird.