Immer wieder stehen Gärtnerin und Gärtner vor dem Problem, dass manche Pflanzen eine Stütze brauchen. Meist wird das zu spät bemerkt. Ich habe in Great Dixter dem Head-Gardener über die Schulter geblickt. Great Dixter unweit der Ärmelkanalküste in der Grafschaft East-Sussex gelegen ist eine Pilgerstätte für Gartenliebhaber. Mehr als 60.000 Besucher kommen hier Jahr für Jahr her.
Aufbinden und Stützen gehört zu den wichtigsten Arbeiten
Einige wenige dürfen dort auch lernen. Zum Beispiel das „Aufbinden und Stützen, das zu den wichtigsten Arbeiten gehört“, ist Fergus Gerrett streng beim Gartenkurs. Absolutes „Must“ ist, dass man die Stäbe und Stützen nicht sieht. Und dass man nicht erkennt, dass Äste, Schnüre oder Bänder die Pflanzen in Form halten. „Daher rechtzeitig beginnen“, rät Fergus eindringlich und lässt sich eine ganze Ladung an Ästen von Buchen heranschaffen. Die Äste werden in Form gebracht und noch vor dem Austrieb zum Beispiel einer „wackeligen“ Pfingstrose rund um die Triebe gesteckt. Ein Teil der dünnen Äste wird miteinander verflochten oder sogar zusammengebunden. So entsteht ein attraktives Gerüst, das nach wenigen Wochen komplett von den Blättern der Staude überwachsen ist.
Noch strenger ist Fergus beim Aufbinden mit Stäben: „Immer so positionieren, dass man sie nicht sieht. Also von vorne betrachtet, steht ganz hinten ein Bambusstab und links und rechts davon einer“. Fergus verwendet ganz spezielle Knüpftechniken. „Mickey Mouse Ohren“ stehen am Beginn: Eine Schlaufe oben, eine unten. Dann übereinanderlegen und damit über den Stab führen. Festziehen und die Schnur hält. Nun werden die Außentriebe – zum Beispiel von einer höheren Staude – „eingefangen“. Dafür schlingt er die Schnur rund um den Stängel und bevor er zum nächsten geht, noch einmal unten durch. Das gibt ganz großen Halt. Ist die Staude sehr groß, werden die Fäden wie bei einem Spinnennetz durch die Pflanze geführt – kreuz und quer.
„Wir wollen Pflanzen sehen, keine Stützen“
Die Bambusstäbe werden immer mit eingebunden. Damit wird höchste Stabilität gewährleistet. Stäbe, die über die Blätter reichen, werden immer abgeschnitten. „Wir wollen Pflanzen sehen, keine Stützen“. Fergus lässt die Knoten üben, wie ein Kapitän seine Matrosen: „Wenn du in der Nacht geweckt wirst, dann musst du das auch sofort können“, lächelt der glückliche Gärtner und freut sich auf ein Staudenbeet, das auch dem britischen Wind trotzt.