Geht man auf Gartenreise, kann man viel an Lebensweisheiten lernen. Zuletzt war ich in Cornwall und da besuchte ich mit 30 Gartenbegeisterten den Garten einer 84-jährigen Enthusiastin. Tagaus tagein ist sie in ihrem 15.000 Quadratmeter großen Garten unterwegs, um ihn auf Schuss zu halten. Ihr Mann war genau so begeistert vom Gärtnern, er starb 92-jährig vor zwei Jahren, „zwei Wochen davor bestellte er noch den gesamten Gemüsegarten“, erzählt der Sohn, der nur alle paar Wochen bei seiner Mutter vorbeikommt und manchmal Hecken schneidet oder schwerere Arbeiten erledigt.

„Als Gärtnerin gibt es keine Pause“

Alles andere macht sie nun ganz alleine, obwohl nach einer schweren Schulteroperation die rechte Hand ohne Gefühle ist und sie nun alles mit der linken Hand erledigen muss – „oder will“, wie der Sohn ergänzt. Der Garten ist ihr Ein und Alles. Immer wieder besorgt sie sich neue und seltene Gehölze, schneidet manche zu groß gewordenen Sträucher zurück und hat viele Pläne für die Zukunft.

„Als Gärtnerin gibt es keine Pause“, verrät sie mir, während sie schon wieder nach der Baumschere sucht, weil die Rosen ausgeputzt werden müssen. Einzig zu Mittag gönnt sie sich eine Stunde Schlaf, sonst wird von der Früh bis zum Abend im Garten gearbeitet. „Das hält mich jung“ und lässt mich Schmerzen und auch die Trauer um meinen Mann ertragen. So lernt man auf solchen Reisen nicht nur viel über Pflanzen und Gestaltung, sondern auch viel fürs Leben.