Die Zeiten, dass Garteln nur am Land „passiert“, ist längst vorbei. Gegartelt wird überall – am Balkon, der Terrasse, in Hinterhöfen. Urban Gardening nennt man das heute auf gut Neudeutsch. Hier meine zehn Tipps für die Vitamin-Gärtner in der Stadt.
1. Pflanzgefäße
Ob eine alte Blechdose, ein rustikaler Tontopf oder ein Designer-Pflanzgefäß – das Wichtigste ist die Größe des Topfes und vor allem, dass er ein Wasserabzugsloch besitzt, denn Staunässe ist für alle Pflanzen tödlich! Kunststofftöpfe sind natürlich deutlich leichter zu transportieren, die schweren Tontöpfe sind stabiler. Kommt allerdings eine Windböe, dann gehen sie meist zu Bruch. Für kreative Bastler sind Holzgefäße (aus Lärche) – zum Beispiel als Tischbeet – ideal und dekorativ.
2. Erde
Nur in einer guten lebendigen Erde gibt es auch gesunde, wuchsfreudige Pflanzen. Daher niemals beim Stubstrat sparen. Allerdings ist nicht immer teuer auch gut. Wer biologisch gärtnert, der wird torffreie Erde, die mit organischem Dünger versehen sind, wählen. Faustregel: Substrat sollte luftig sein. Presst man es mit der Hand zusammen, sollte es sofort wieder aufquillen.
3. Standorte
Sonne ist der Motor für das Pflanzenwachstum. Daher sind Südterrassen ideal. Kommt allerdings der Wind dazu, dann wird das Kleinklima beinahe wüstenhaft. Daher größere Gehölze als Schattierung einplanen. Ganz schattige Hinterhöfe sind die wahren Problemzonen. Hier kann man oft nur noch Kräuter und Salate anbauen.
4. Pflanzen
In der vollen Sonne fühlen sich Tomaten und Chili wohl, Gurken lieben Halbschatten, ebenso Pflücksalate. Die mediterranen Kräuter, wie Salbei, Rosmarin, Thymian lieben knallheiße Plätze, die Küchenkräuter, wie Schnittlauch, Petersilie, Dill, Kerbel oder auch Schnittknoblauch mögen einen nie ganz trockenen Boden und Halbschatten. Den größten Sonnen- und Wärmehunger hat Basilikum. Bei Temperaturen unter sieben Grad Plus beginnt es schon zu kümmern.
5. Gießen
Wie im Garten gilt: Durchdringendes Wässern alle paar Tage und dann die Erde wieder (oberflächlich) abtrocknen lassen. In der Hochsaison heißt es aber manchmal auch zwei Mal täglich gießen, wenn Wind und Sommersonne die Erde austrocknet. Automatische Bewässerungen (mein Favorit: die rein mechanische über Tonkegel gesteuerte „Tropfblumat“-Steuerung).
6. Düngen
Das Um- und Auf für den Erfolg. Viele Gemüsearten benötigen viele Nährstoffe (Paradeiser, Gurken, Zucchini, Kürbisse, aber auch alle Kohlgewächse). Als Grunddüngung Hornspäne (oder einen veganen organischen Dünger) in die Erde einarbeiten. Nach etwa drei Wochen zunächst 1 x pro Woche flüssig düngen, später dann 2 x. Organische Flüssigdünger immer frisch zubereiten, er beginnt in der Gießkanne zu gären und nicht zu viel Gießen, denn die braune Flüssigkeit färbt oft die Böden.
7. Ernte
Nur wer regelmäßig erntet, wird auch längere Zeit einen ansehnlichen Ertrag haben. Schneidet man zum Beispiel bei den kleinen Snack-Gurken(köstlich!!!) nicht ständig die Früchte ab, dann gibt es plötzlich keine neuen Früchte. Bei Tomaten ab Mitte August die neuen Blüten- bzw Fruchtstände entfernen, denn diese werden nicht mehr reif und kosten Kraft.
8. Schädlinge
Ob im 10. Stock oder versteckt im Hinterhof: Schnecken, Blattläuse oder auch Ameisen finden jeden Stadtgarten. Daher wachsam sein und schon zu Beginn einschreiten. Nützlinge tauchen zwar auch hier auf, man muss meist aber nachhelfen. Gegen Schnecken hilft das Bio-Mittel „Ferramol“ (demnächst auch in der verbesserten Version „compakt“ erhätlich), gegen Blattläuse Schmierseifenwasser oder die anwendungsfertigen Biospritzmittel. Einige wenige Läuse lassen sich auch leicht abstreifen. Ameisen mit Zimtpulver oder den Bio-Ameisenstreumitteln (enthalten ätherische Öle) vertreiben.
9. Krankheiten
Das größte Problem ist meist der Mehltau. Er wird auch als Schönwetterpilz bezeichnet, denn immer dann wenn es (schwül-) heiß ist, taucht er auf: bei Gurken, Zucchini oder auch bei manchen Kräutern (Salbei). Nicht zu übertrieben düngen. Die Pflanzen öfter überbrausen (das schwemmt die Sporen ab) und Schachtelhalmtee sprühen. Die Kieselsäure schützt das Blatt.
10. Überwintern
Bei allen Pflanzen, die man überwintert, ist das das größte Problem. Milde Winter, wie die letzten beiden Jahre, lassen Rosmarin, Salbei und Thymian problemlos im Freien überleben. Ist es sibirisch, müssen die Pflanzen aber geschützt werden – am besten in einer Garage, denn zu warme Standort killen die Pflanzen auch.