Christbäume ganz romantisch aus einem Wald holen – diese Zeiten sind schon ewig lang vorbei. Die grünen Hoffnungsspender kommen heute aus Kulturen, die für viele Bauern mittlerweile ein ganz wichtiger Einkommenszweig geworden sind. Einige Landwirte setzen dabei auf „bio“. So werden in Grimmenstein in der Bucklingen Welt in Niederösterreich bei Michael Spenger und seinem 30-jährigen Sohn Lukas die Christbäume ohne Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel gezogen. Und die Schafe sorgen dafür, dass das Gras im Zaum gehalten wird.
Erste Bäume 1986 gepflanzt
„Wir haben 1986 die ersten Bäume gepflanzt und weil diese Kulturen direkt rund um unseren Bauernhof liegen, wollten wir alles ohne Gift machen“, erzählt der engagierte Bio-Bauer.
Der Hof hat eine besondere „Gunstlage“, wie die Christbaum-Bauern das nennen. Hervorragende Böden und ein ideales Klima. „Daher geht es unseren Bäumen schon von Haus aus gut“, weiß auch Lukas Spenger, der mit großem Eifer in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Wirklich stolz sind die beiden aber auf ihre 30 „Mitarbeiter“, wie sie die Schafe nennen. Die sogenannten Shopshire-Schafe sorgen dafür, dass die Christbäume nicht im hohen Gras ersticken, aber dennoch die Bäume unbeschadet lassen.
95 Prozent Nordmanntannen
Kritisch sind vor allem immer die ersten zwei, drei Jahre, denn da kann den kleinen Baumpflanzen die Trockenheit zum Problem werden. Später kommen die guten Böden den künftigen Christbäumen zugute. Kultiviert werden zu 95 Prozent Nordmanntannen. Sie wachsen besonders gleichmäßig und sind dunkelgrün.
Damit die Nadelfärbung so wird, wie sich das die Konsumenten erwarten, gibt es neben dem Gratis-Dünger der Schafe nur zwei Mineralien, die als einzige erlaubte Düngung im Biolandbau möglich ist: Patent-Kali und Magnesium. Kontrolliert wird die gesamte Produktion, wie bei den Bio-Lebensmitteln, von den Behörden. Und wie sieht es mit der Schädlingsbekämpfung aus? „Das Wichtigste ist die Gelassenheit“, erklärt Michael Spenger, „denn durch die vielen Nützlinge hat die sogenannte Tannentrieblaus (Anm.: verursacht ein unschönes Wachstum) keine Chance!“
Warum so viele Nützlinge in den Kulturen zu finden sind, wird rasch klar: Zwischen den Bäumen wächst eine bunte Mischung an Blütenpflanzen, die viele Insekten anlocken. Abgemäht wird maximal zwei Mal im Jahr, dort, wo die Schafe nicht hinkommen. Sie leben übrigens mitten in den Christbaum-Wäldern in einem Stall, in den sie sich bei sommerlicher Hitze zurückziehen und am Morgen und Abend zum Fressen hinausgehen.
Hagel und Spätfröste als größtes Problem
Das größte Problem in solchen Kulturen sind aber der Hagel und Spätfröste, die die jungen Triebe vernichten. Sind Kulturen davon betroffen, dann kann man mindestens zwei bis drei Jahre keine schönen Bäume ernten. Daher haben die Spengers bereits vor einigen Jahren begonnen, zu den rund sechs Hektar rund ums Haus, vier weitere Hektar in weiter entfernteren Bereichen anzupflanzen. So wird das Risiko ein wenig aufgeteilt.
Interessant sind die Preise, dieser „Bio-Bäume“: „Wir verlangen pro Meter etwa 20 €. Genau so viel, wie andere, die nicht biologisch arbeiten, denn die Produktion ist keine andere, wie bei den konventionellen Bäumen, erklärt Spenger, der allerdings einschränkt: “Bei den Bio-Christbaumkulturen sind keine großen Produktionen möglich!“
Fünf Fragen an den Obmann der Christbaumbauern Franz Raith
Warum nicht überall bio?
Die klimatischen und die Bodenverhältnisse lassen die Bioproduktion nicht überall zu. Nur in einigen wenigen sogenannten Gunstlagen ist das in kleineren Flächen möglich.
Wieviel Gift ist in unseren konventionellen Christbäumen?
Wenn sie zum Konsumenten kommen, praktisch nichts. Alle arbeiten in Österreich nach den Richtlinien des integrierten Pflanzenschutzes. Nur so viel, wie unbedingt notwendig, wird verwendet. Es ist im Übrigen auch eine Frage der Kosten.
Müssen die konventionellen Bäume viel gedüngt werden?
Auch hier gilt, nur dann eingreifen, wenn man einen Mangel erkennt. Der Konsument wünscht sich einen dunkelgrünen Christbaum und denn bekommt er.
Wer garantiert denn eigentlich, dass ich einen frischen Baum bekomme?
Die wichtigste Überprüfung erfolgt beim Kauf und beim Blick auf die Schleife. Sie zeigt, dass der Christbaum regional gewachsen ist und nicht über tausende Kilometer aus Nordeuropa importiert wurde. Ein nicht unerheblicher Umweltvorteil.
Wie sieht die CO2-Bilanz aus?
Jährlich werden in Österreich rund eine Million Bäume benötigt. Daher stehen in den Kulturen auf Grund der langen Kulturdauer mehrere Millionen Bäume, die alle enorme Mengen an Kohlendioxid binden. Werden sie ordnungsgemäß entsorgt, entsteht so eine perfekte Kreislaufwirtschaft.
Sind lebende Christbäume sinnvoll?
Christbäume, die in großen Töpfen kultiviert werden und dann für ein, zwei Tage ins Haus geholt werden, sind sicherlich eine Alternative. Wird allerdings – wie sehr häufig – der Baum kurz vor dem Verkauf ausgegraben und in einen Topf gesetzt und dann auch noch ein, zwei Wochen in der warmen Wohnung aufgestellt, dann ist diese Pflanze zum Tode verurteilt. Die Wärme gaukelt ihm den Frühling vor, er beginnt zu treiben und diese neuen Triebe frieren dann im Freien ab. Meist vertrocknet er aber schon davor in der Wohnung, weil ihm die feinen Faserwurzeln fehlen. Als Dekobaum auf der Terrasse sind die tatsächlich im Topf kultivierten Bäume – die wesentlich teurer sind – aber sinnvoll.